Ausstellung des Metropolitan Museum of Art Berlin schwelgt wieder in Malerei

Berlin (RP). Die Neue Nationalgalerie in Berlin will an ihren MoMA-Erfolg anknüpfen: mit einer Ausstellung französischer Meisterwerke aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art. Zu sehen sind Arbeiten unter anderem von Cézanne, Rodin, Monet, Degas und Toulouse-Lautrec.

Vor drei Jahren kam über eine Million Besucher, um die aus dem New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) nach Berlin ausgeliehenen Kunst-Ikonen des 20. Jahrhunderts zu bestaunen. Was mit den etwas sperrigen und provokativen Werken aus der Spanne von Pablo Picasso bis Andy Warhol möglich war, soll jetzt mit ungleich sinnlicheren, dazu weitgehend widerspruchsfreien Kunstwerken wiederholt, wenn nicht gar überboten werden.

Das New Yorker Metropolitan Museum (Met), das neben dem Musée d´Orsay in Paris die größte und bedeutendste Sammlung französischer Kunst des 19. Jahrhunderts beherbergt, hat der Neuen Nationalgalerie in Berlin über 150 ihrer Kunstschätze für eine viermonatige Schau überlassen.

"Einige dieser Meisterwerke", so Philippe de Montebello, Direktor des Met, "verlassen das Haus zum ersten Mal, andere werden es wohl zum letzten Mal verlassen."

Seit Wochen ist Berlin mit Plakaten zugepflastert: "Die schönsten Franzosen kommen aus New York", lautet der vollmundige Slogan. Die penetrante Werbebotschaft ist nicht ganz falsch. Mehr noch: Die Sammlung französischer Meister, die auf den Schenkungen von Henry und Louisine Havemeyer basiert, ist von atemberaubender Schönheit und kunsthistorischer Bedeutung.

Leider beginnt das Kunst-Event des Jahres mit einer kleinen Enttäuschung. Denn im riesigen Erdgeschoss der Neuen Nationalgalerie steht, sehr einsam, nur eine der zwölf Kopien von Auguste Rodins Bronze-Skulptur "Die Bürger von Calais". Was an anderem Ort groß und ergreifend wirkt, ist dort ganz klein und nebensächlich.

Im Untergeschoss dagegen werden die Skulpturen zu Werkgruppen zusammengefasst, sind die gut beleuchteten Bilder zeitlich und thematisch plausibel geordnet. Der Weg führt von Klassizismus und Romantik über Realismus und Impressionismus bis zu den Vätern der Moderne und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schau beginnt mit der "Zeichnenden jungen Frau" (1801) von Marie Denise Villers und endet mit Amedeo Modiglianis "Liegendem Akt" (1917). Dazwischen öffnet sich ein Universum von Bildern, die fast jeder - egal ob kunstinteressiert oder nicht - schon einmal irgendwo gesehen hat. Und sei es auf einer Postkarte.

Die Vielzahl der epochemachenden Werke ist geradezu erdrückend. Es ist ein Panorama zur Entwicklung der französischen Kunst von der klassischen zur modernen Malerei. Jean Auguste Dominique Ingres ist dabei mit einer lasziven "Odaliske in Grisaille" (1824), von Eugène Delacroix wird das Gleichnis-Bild "Christus auf dem See Genezareth" (1853) gezeigt, von Camille Corot eine freizügige "Bacchantin am Meer" (1865). Es gibt ländliche Szenen von Jean-Franois Millet und weibliche Akte von Gustave Courbet. In Bildfolgen wird deutlich, wie Éduard Manet sich von naturalistischer Abbildung ("Der Matador", 1866) mit flinken Pinselstrichen zur lichten Impression ("Im Boot", 1874) freimalt und Edgar Degas mit Bildern wie "Der Kunstsammler (1866) zu den "Tänzerinnen" (1890) einen ähnlichen Weg vom rein Gegenständlichen zum stimmigen Eindruck beschreitet.

Die Impression, das zeigen Alfred Sisley mit seiner "Brücke von Villeneuve-la-Garenne" (1872) und Claude Monet mit seinem "Parlament, bei Nebel" (1903), entsteht da, wo alles entsteht: im Kopf. In den Bildern von Auguste Renoir und Camille Pissaro, Paul Cézanne oder Paul Gauguin, Vincent van Gogh und Georges Seurat, Henri de Toulouse-Lautrec und Henri Rousseau geht es nicht mehr um die "richtigen" Formen und Perspektiven, sondern darum, dass Künstler und Betrachter sich ein je eigenes Bild der Wirklichkeit erschaffen. Das alles ist nicht neu. Aber so geballt in Deutschland war es noch nie zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort