US-Fotograf Joel Sternfeld Auf diesen Bildern geht man spazieren

Düsseldorf (RPO). Der US-amerikanische Fotograf Joel Sternfeld macht eigentlich keine Fotos. Er fotografiert Geschichten. Auf seinen Bildern, die beim ersten Betrachten so gewöhnlich erscheinen, geht man spazieren, möchte jedes Detail erhaschen. Das Hauptaugenmerk des Künstlers liegt dabei auf seinem Heimatland und dessen Eigenarten. Das Museum Folkwang widmet ihm nun eine große Ausstellung.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf 60 Fotografien aus seinem bisher unveröffentlichten Frühwerk, das von 1969 bis in die späten 1970er Jahre reicht. Sternfelds Blick richtet sich immer wieder auf die USA mit ihren Eigenarten, den Menschen und Ihren spezifischen Landschaften.

Joel Sternfeld zählt neben Stephen Shore zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography, die in den 1970er Jahren die Farbe für die Kunstfotografie entdeckten. Beeinflusst von den Farbtheorien des Bauhaus, wird der Einsatz von Farbe zu seinem zentralen Stilmittel.

1978 begann Sternfeld seine Reise durch die USA in einem VW-Bus, um sich der sozialen Topografie seines Landes zu vergewissern. Auf dieser "Odyssee" entstand die Serie American Prospects, für die er 1987 internationale Anerkennung erhielt.

Die handliche Kleinbildkamera, die er für seine frühen Serien Rockaway Beach, Street Works und New Jersey Malls in der Tradition des unauffälligen Beobachters einsetzte, wurde für dieses Projekt gegen eine 8×10 inch Großformatkamera eingetauscht, um die gewünschte Detailschärfe zu erzielen.

In dem folgenden Projekt Stranger Passing (1987—2000) konzentriert sich sein Blick auf die Menschen. Dabei entstand ein Gesellschaftsporträt, das an die Darstellung der Deutschen aus den 1920er Jahren von August Sander erinnert.

Die Serie On This Site (1993—1996) zeigt Orte, die auf den ersten Blick nichts Auffälliges mitteilen. Erst der begleitende Text klärt darüber auf, dass es sich um Tatorte von Verbrechen handelt. In Sweet Earth — Experimental Utopias in America (1993—2005) setzt Sternfeld sich mit gesellschaftlichen Utopien auseinander.

Sternfelds distanzierter Blick auf die Phänomene und Eigenarten seines Heimatlandes und seiner Bewohner lässt eindringliche Bilder entstehen, die ein Amerika zwischen Utopie und Dystopie zeigen.

Joel Sternfeld — Farbfotografien seit 1970
Museum Folkwang, Essen
bis 23. Oktober 2011
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 22.30 Uhr, montags geschlossen

(csr)
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