Unruhe im Theater von Pina Bausch Wuppertals Tanz-Chefin wehrt sich gegen Kündigung

WUPPERTAL · Die am Freitagabend gekündigte künstlerische Leiterin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch, Adolphe Binder, hat sich nun selbst in einem offenen Brief geäußert und die Kritik an ihrer Arbeit zurückgewiesen.

Sie nennt die von der Geschäftsführung gegen sie erhobenen Vorwürfe „unhaltbar“, sie rechtfertigten keine Kündigung. Binder kritisierte, Geschäftsführer Dirk Hesse habe sich von Anfang an geweigert, sie zu akzeptieren und in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Schon seit Monaten hätten Stadt und Geschäftsführung eine Vertragsauflösung von ihr gefordert.

Binder (49) moniert, dass der durchaus geglückte künstlerische Neuanfang und der kommerzielle Erfolg dieser Spielzeit keine Rolle gespielt hätten. Nach außen war erst vergangene Woche gedrungen, weshalb das Wuppertaler Ensemble in einer Führungskrise steckt: wegen eines massiven Konflikts zwischen künstlerischer Leitung und Geschäftsführung, bei dem selbst Mediationsverfahren nichts ausrichten konnten.

Der Vorwurf: Adolphe Binder (49) nehme ihre Aufgaben nicht wahr, halte sich nicht an Absprachen, außerdem liege bis jetzt kein belastbarer Spielplanentwurf vor. Ein neuer Spielplan soll nun laut Beiratserklärung spätestens im September vorgestellt werden. Da das Tanztheater sowieso nur ein Drittel seiner Vorstellungen (ca. 30) in Wuppertal spielt, den Rest aber in aller Welt, stehen die Gastspieldaten und -orte schon fest, nur die gezeigten Stücke nicht.

Doch was passiert mit der Compagnie? So schnell findet sich keine neue Leitungspersönlichkeit, die das Repertoire von Pina Bausch pflegt und die Neuausrichtung weiterführt. Der Beirat will „einen Prozess der Reflexion und Weiterentwicklung einleiten“, wie es heißt. Dieser Prozess soll durch ein Expertengremium begleitet werden. Alistair Spalding, Leiter des Sadler’s Well Theatre in London, hat sich bereit erklärt, daran mitzuwirken.

Geschäftsführer Dirk Hesse wird seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern, was angesichts eines Neuanfangs sicher besser ist. Vielleicht sollte der Beirat auch darüber nachdenken, den künstlerischen Etat vom nicht-künstlerischen zu trennen, wie es auch in anderen Sparten üblich ist, so dass künftig solche Konflikte gar nicht mehr vorkommen.

Der neue Spielplan muss auch den zehnten Todestag von Pina Bausch im Juni 2019 berücksichtigen. Außerdem sollten die Verantwortlichen von Stadt und Land die Pläne für ein Tanzzentrum im ehemaligen Schauspielhaus weiter vorantreiben, denn sonst ist diese Chance, auch den Bund in dieses Projekt einzubinden, vertan.

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