„Degree Show“ Soundteppich ins unterirdische Museum

Mischa Kuballs Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien stellen im KIT aus.

 Blick in die Ausstellung: Werke von Anna Ehrenstein im KIT.

Blick in die Ausstellung: Werke von Anna Ehrenstein im KIT.

Foto: museum

Langsam schwebt die Kamera über ein tiefes, schwarzes Loch. Und zieht den Betrachter hinein. An einen unwirtlichen Planeten aus „Alien“ erinnert das schwarze Gestein. Im Hintergrund tönt ein beunruhigendes, sich langsam steigerndes Rauschen. Mit „Dark Matter“ von Viktor Brim beginnt die Ausstellung „degree_show – out of KHM“ im KIT. Der Soundteppich von Brims am Eingang platzierter Arbeit hallt weit hinunter in den unterirdischen Ausstellungsraum. Die beeindruckenden dokumentarischen Aufnahmen der Diamantmine „Mir“ (russisch: Frieden) in Jakutien erzeugen ein beklemmendes Stimmungsbild. Zwischen Nebelschleiern, dem Rauschen des Windes und weitläufigen Landschaften offenbart sich der brutale Rohstoffabbau im 525 Meter tiefen Tagebau.

Kuratiert haben die neue Ausstellung der Künstler und Professor Mischa Kuball und KIT-Leiterin Gertrud Peters. Bereits zum dritten Mal arbeiten die Beiden zusammen. Und zeigen dieses Mal sechs unterschiedliche Absolventen und Position der Kölner Kunsthochschule für Medien, an der der Düsseldorfer Kuball lehrt.

Da ist etwa Céline Bergers. In der Videoarbeit „Rare Birds In These Lands“ erkundet die Künstlerin die Schnittstelle zwischen Kunst und Unternehmen. Ausgangspunkt ist ein Risikoanalyse-Workshop und die Frage, welche Auswirkungen es hat, wenn Künstler mit Unternehmen zusammenarbeiten. Zu statischen schwarz-weiß Bildern erzählt eine Stimme aus dem Off Texte, die auf den transkribierten Aussagen der Teilnehmer basieren. Dabei kommt Berger den Managern wie auch den Künstlern in diesem Workshop sehr nahe. Spricht sie doch als ehemalige Ingenieurin in internationalen Unternehmen sowie als jetzige Künstlerin beide Sprachen.

Viel Raum im Tunnel nehmen die schwarzen Stoffbahnen von Søren Siebel ein. Quer gespannt gliedern sie die Ausstellungshalle in zwei Teile. Durch diese halbtransparenten Wände entstehen neue Räume, die Siebel mit Handlungsanweisungen für den Besucher füllt. Nach einer Tanzperformance am Eröffnungstag bleibt nun eine Einladung an die Besucher, die Choreographie nachzutanzen. Die laute Eröffnungsperformance – mit einem Funktion One-Soundsystem, wie es auch im Technoclub Berghain steht – ist einer sehr stillen Installation mit bildhauerischer und architektonischer Qualität gewichen.

Gleich dahinter beleuchtet Denzel Russell, der noch an der KHM studiert, in seiner Videoinstallation „Carceral Companie“ private Haftanstalten in den USA. Hierbei machen Unternehmen Profit mit der Privatisierung von Gefängnissen. Ohne Ton flackern Werbevideos dieser Unternehmen über die vom Bildhauer Russel gebauten Bildschirme. Und verdeutlichen, wie nahe das Elend eines Gefängnisaufenthaltes und der Börsenprofit der Eigner zusammen liegen. Denn nur so lange Menschen inhaftiert werden, lohnt sich der Betrieb der privaten Haftanstalten. Ein Ausbruch aus diesem Teufelskreis scheint nicht möglich.

Meditativ ist die letzte Arbeit der Ausstellung, „Pluvial“ von Kerstin Ergenzinger. Zwar hat die Künstlerin bereits 2007 ihr Studium an der KHM beendet und fällt somit nicht wirklich in die Kategorie „Absolventin“. Aber ihre Klanginstallation ist der Höhepunkt der Ausstellung. 80 kleine Trommeln hängen schwebend in einem großen wolkenartigen Mobile von der Decke, darunter liegen Sitzsäcke. Sie erzeugen, basierend auf einem Algorithmus, ein sich ständig veränderndes Regengeräusch. Tief im Düsseldorfer Untergrund und abgeschirmt von den Geräuschen der Stadt ergibt sich hier eine wahrlich beruhigende Wirkung.

Info Die Ausstellung im KIT, Mannesmannufer 1b, ist noch bis 17. Mai zu sehen. Dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt vier Euro, jeden zweiten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos.

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