Schräge Kunst bei Sotheby‘s Warum diese Schlösser-Bierdose 3000 Euro wert sein soll

Köln · Das Auktionshaus Sotheby‘s bringt im Rahmen seiner Sommerauktionen unter anderem eine Bierdose für 3000 Euro auf den Versteigerungstisch. Was uns Künstler Martin Kippenberger damit sagen wollte.

 „Alkoholfolter“ von Martin Kippenberger  Foto: Nachlass Martin Kippenberger, Köln

„Alkoholfolter“ von Martin Kippenberger Foto: Nachlass Martin Kippenberger, Köln

Foto: Nachlass Martin Kippenberger, Kö/Nachlass Martin Kippenberger, Köln

Wenn das Luxus-Auktionshaus Sotheby‘s zur Versteigerung ruft, ist jedem Kenner der Szene klar: Billig wird es nicht. Was hier unter den Hammer kommt, hat immer seinen Preis. Und dennoch ist eine vermeintlich profane Altbierdose der Marke Schlösser ein Hingucker der aktuellen Sommerauktionen des Hauses geworden. Noch bis zum 10. Juni kann man auf dieses Werk des Künstlers Martin Kippenberger (1953 bis 1997) bieten. Für bis zu 3000 Euro soll die Dose über den virtuellen Auktionstisch gehen.

Aber warum? Und vor allem: Was wollte uns der Künstler damit sagen?, fragt sich der Laie. Der blickt nämlich zunächst einigermaßen ratlos auf eine ganz normale Bierdose der Marke Schlösser Alt. Ihre 33 Jahre sieht man ihr nicht an. Die Dose ist datiert auf das Jahr 1989 und das zehnte Exemplar einer Gesamtauflage von insgesamt 79 Stücken, heißt es bei Sotheby‘s. An beiden Seiten hängen die typischen Plastikschlaufen, die bei einem klassischen Sechserpack die einzelnen Dosen zusammenhalten. Einziges dosenuntypisches und künstlerspezifisches Accessoire ist ein seitlich aufgeklebtes Heftpflaster, darauf zu lesen: „10/79 „und „M.K.89“.

Was hat den Künstler zu diesem Konstrukt bewegt? Einen ersten Hinweis gibt der Titel: „Alkoholfolter“. Experten sehen darin eine Anlehnung an das gleichnamige Gemälde aus dem 15-teiligen Werk „vom einfachsten nach Hause“ von 1981/82. Darauf erscheint der Künstler selbst mit den Händen in Handschellen wie in Plastikschlaufen, dazwischen eben genau eine solche Dose Bier. Kippenberger als Gefangener seiner Alkoholsucht – so könnte man es verstehen.

Selbstironie war ohnehin ein Charakterzug seines Schaffens. Den traditionellen Kunstbegriff stellte Kippenberger ganz bewusst auf den Kopf. Ob als Putzfrau oder Frosch am Kreuz – Kippenberger kannte in Sachen Provokation und Zynismus keine Grenzen. Dies galt wohl auch für seinen Alkoholkonsum. Am Ende wurde er Opfer seiner eigenen Sucht. Er starb 1997 im Alter von nur 44 Jahren an den Folgen einer Leberkrebserkrankung.

Seine Kunst führte ihn schon zu Lebzeiten in Galerien und Museen im In- und Ausland. Bis heute sind seine Werke auf der ganzen Welt zu sehen, sie wurden unter anderem im Moma in New York gezeigt und in der Londoner Tate Modern.

Betrachtet man die Dose „Alkoholfolter“ im Kontext sonstiger Sotheby‘s-Verkäufe, muss man allerdings sagen: Dieses Werk gehört eher in die Abteilung Peanuts. Denn normalerweise wird hier mit anderen Beträgen jongliert, die bis in die Millionen gehen können. Mit der Kölner Dependance im Palais Oppenheim unterhält Sotheby‘s alleine in Europa sechs Standorte, unter anderem in Genf, London und Paris.

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