Kulturtipps zum Wochenende Der letzte Triumph des Luciano Pavarotti

Heute sind die Kulturtipps komplett musikalisch: Sie erinnern an einen großen Tenor, eine reizende Schlagersängerin und einen weltberühmten Dirigenten. Und an ein vergessenes Meisterwerk.

 Der italienische Startenor Luciano Pavarotti.

Der italienische Startenor Luciano Pavarotti.

Foto: dpa

Eine unvergessliche Arie

Peking und die Olympischen Winterspiele, das muss ich Ihnen nicht sagen, gingen mir komplett irgendwo vorbei. Mögen deutsche Sportler noch so erfolgreich gewesen sein, es waren Winterspiele in einer Diktatur, künstlich beschneit und bejubelt. Es war alles unfassbar. Vor 16 Jahren, im Februar 2006, fanden die Winterspiele in Turin statt, was war das damals für eine wunderbare Stimmung, und zum Finale der Eröffnungsfeier sang der großartige Tenor Luciano Pavarotti seine Parade-Arie „Nessun dorma“ aus Puccinis Oper „Turandot“; es sollte sein letzter Auftritt vor großem Publikum sein – ein Jahr später starb er. Wer genau hinschaut, wird sich fragen, ob Pavarotti wirklich live gesungen hat. Egal, diese Stimme blieb über seinen Tod hinaus unsterblich. Man kann das nicht oft genug hören.

Die nette Rita Pavone aus Turin

Turin ist sowieso eine wunderbare Stadt. Ich habe mal gelesen, es sei die Stadt mit den meisten Buchgeschäften. Ob das immer noch stimmt, weiß ich nicht. Ich bin einmal mit dem Auto dorthin gefahren, man fährt über die Schweiz, über den Großen Sankt-Bernhard-Pass, dann durch das lichtdurchflutete Aosta-Tal – und dann liegt man irgendwann Turin dort liegen, majestätisch und einladend. Aus Turin stammen etliche Künstler, ein Kind der Stadt ist die zauberhafte Sängerin Rita Pavone, von der ich in Kindertagen eine total aufgekratzte Nummer hörte: „Arrivederci Hans“. Ein Gute-Laune-Liedchen, mit niedlichem Akzent vorgetragen. Nett, es mal wieder zu hören.

Ein unbekanntes sinfonisches Meisterwerk

Und dann muss ich an einen der ganz großen Dirigenten erinnern, den Tschechen Jirí Belohlávek, der vor einigen Jahren nach langer Krankheit mit 71 Jahren starb. Wer Musik von Dvorák, Smetana oder Martinu hören wollte, war bei ihm großartig aufgehoben; Belohlávek war übrigens Schüler von Sergiu Celibidache. Von ihm gibt es im Internet eine bannende Einspielung einer der schönsten Symphonien des 20. Jahrhunderts, nämlich der 5. Symphonie vom Bohuslav Martinu. Kennen Sie nicht? Hören Sie einfach mal rein, und wenn Sie bei 1:35 Minuten das Gefühl haben, dass Ihnen gerade die Fenster im Zimmer von selbst aufgehen, dann müssen Sie sich nicht wundern.

Barolo und Perlhuhnbrust

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie diese Kulturtipps für zu musikalisch halten: Ich muss jetzt auch noch an einen anderen Dirigenten erinnern, dem ich mich persönlich verbunden fühle. Es war der große Günter Wand, der im Jahr 2002 im Alter von 90 starb. Ich habe eines der letzten Interviews mit ihm führen dürfen, daheim in seinem Schweizer Bergdorf Ulmiz, wo wir einen edlen Barolo tranken, nachdem Wands Ehefrau Anita eine grandiose Perlhuhnbrust zubereitet hatte. Das Interview war erleuchtend, Wand konnte ziemlich gehässig sein, vor allem über andere Dirigenten. Er hatte aber in fast allen Punkten recht. Nun hat dieser Tage der NDR, dessen Sinfonieorchester er als Ehrendirigent leitete, einen wunderbaren Mitschnitt ins Internet gestellt: das Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein-Musikfestivals im Jahr 2001 aus der Musikhalle in Lübeck – es gibt Bruckners Schwanengesang, die 9. Symphonie d-Moll. Auch bei Wand war es das Jahr vor seinem Tod. Schöner, ergreifender kann man das nicht musizieren.

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