Konzerte, Ausstellungen, Kino Staat will Jugendlichen Kulturpass für 200 Euro spendieren

Berlin · Bücher, Konzerte, Kino oder Ausstellungen - junge Menschen sollen dank eines neuen Kulturpasses ab 2023 auf Staatskosten am Kulturleben teilnehmen können. Wie der Pass funktionieren soll und welche Leistungen er umfassen soll.

Kinobesucher sitzen zur Premiere des Films "Komm mit mir in das Cinema - Die Gregors" im Kinosaal vom Delphi-Filmpalast in Berlin (Archivfoto).

Kinobesucher sitzen zur Premiere des Films "Komm mit mir in das Cinema - Die Gregors" im Kinosaal vom Delphi-Filmpalast in Berlin (Archivfoto).

Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Bundesregierung will zusätzliche Mittel im Etat von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) für die Förderung von Jugendlichen, die Stärkung der Erinnerungskultur und Nachhaltigkeit einsetzen. Aus der Aufstockung des Kultur- und Medienetats würden im kommenden Jahr 100 Millionen Euro für einen Kulturpass für junge Menschen bereitgestellt, sagte Kulturstaatsministerin Roth am Freitag in Berlin. Das im Bau befindliche Museum des 20. Jahrhunderts im Herzen von Berlin soll mithilfe der zusätzlichen Mittel klimafreundlicher werden. Weitere zusätzliche Gelder unterstützen demnach unter anderem die Aufarbeitung des Nationalsozialismus.

Mit dem geplanten Kulturpass erhalten Jugendliche im Alter von 18 Jahren den Angaben zufolge 2023 ein Guthaben von 200 Euro pro Person. Damit könnten sie über eine eigens eingerichtete Online-Plattform unterschiedliche kulturelle Angebote vor Ort nutzen.

„Wir wollen junge Menschen begeistern für die Vielfalt unserer Kultur“, sagte Roth. Diese hätten besonders unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie gelitten. Überdies sollten Kultureinrichtungen wie Buchhandlungen, Plattenläden, Theater und Kabaretts mit dem neuen Angebot dabei unterstützt werden, möglicherweise ein neues Publikum zu gewinnen. Es gelte, sowohl die Nachfrage als auch das Angebot zu stärken.

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Foto: S. Fischer Verlage

Roth verglich das Vorhaben mit Interrail-Europa-Bahntickets. Im kommenden Jahr könnten etwa 750.000 Jugendliche vom Kulturpass profitieren, sagte sie unter Hinweis auf Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) äußerte die Hoffnung, dass das Modellvorhaben in der Folge aufgrund guter Erfahrungen verstetigt werden kann. Die 200 Euro pro Person könnten dann eventuell durch Sponsoren aufgestockt werden. Roth sprach von einer möglichen künftigen Ausweitung auch auf 15- bis 17-Jährige.

Von insgesamt vier Millionen Euro für das Bundesarchiv sind laut Kulturstaatsministerin drei Millionen Euro für die Digitalisierung von Dokumentbeständen zum Nationalsozialismus vorgesehen. Zudem werde das Förderprogramm „Jugend erinnert“ mit 1,5 Millionen Euro weiter ausgebaut. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas erhält zusätzlich eine Million Euro für die Entwicklung eines Konzepts für einen „Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen“. Darüber hinaus erhält die Bundesstiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte weitere zwei Millionen Euro.

Für Energiesparmaßnahmen am im Bau befindlichen Museum des 20. Jahrhunderts bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages 9,9 Millionen Euro. Der Museumsneubau entsteht am Kulturforum nahe dem Potsdamer Platz und ist wegen seiner Architektur umstritten. Zu den Maßnahmen, die auch im jetzigen fortgeschrittenen Projektstadium noch ergriffen werden könnten, zählt laut Stiftung Preußischer Kulturbesitz etwa die Nutzung von Fotovoltaik auf dem Dach des Gebäudes.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte am Vortag den Etat der Kulturstaatsministerin für das kommende Jahr um knapp 94 Millionen Euro auf 2,39 Milliarden aufgestockt.

(mzu/epd)
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