Angebote für jeden Geschmack Ausflüge zur Ruhr-Kultur

Düsseldorf · Von der Emscher bis zur Zeche Zollern – der Kohlenpott lädt zum Schauen und Staunen ein. Auch Freunde rheinischer Expressionisten oder von Joseph Beuys werden fündig.

 Das Bergbau-Museum in Bochum gilt als das bedeutendste seiner Art weltweit.

Das Bergbau-Museum in Bochum gilt als das bedeutendste seiner Art weltweit.

Foto: dpa-tmn/Stadt Bochum,Presse- und Informationsamt

„Beyond Emscher. Fotografische Positionen aus der Gegenwart“

Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt die Emscher als schmutzigster Fluss Deutschlands, als Kloake des Ruhrgebiets oder Köttelbach, wie der Volksmund ihn naserümpfend nannte. Abwässer aller Art, darunter viel Giftiges, gelangten durch diesen Fluss und aus seinen nicht minder belasteten Zuflüssen in den Rhein und von dort weiter ins Meer. Was sich seitdem geändert hat, zeigt die Foto-Ausstellung „Beyond Emscher“ in der einstigen Mischanlage der Kokerei auf der Essener Zeche Zollverein.

Sie feiert die Tatsache, dass die Emscher nach 30 Jahren umfangreicher Umbaumaßnahmen abwasserfrei und damit zum Wahrzeichen des industriellen Wandels im Ruhrgebiet geworden ist. Jenseits der Emscher sind tatsächlich blühende Landschaften entstanden. 17 Fotografinnen und Fotografen aus dem In- und Ausland haben das staunenswerte Umland faszinierend in Szene gesetzt (bis 6. November).

„Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer“

Eine, die schon früher das Ruhrgebiet als Reservoir fesselnder Motive entdeckt hatte, war die Dortmunder Fotografin Annelise Kretschmer (1903 bis 1987). Sie zählte zu den ersten Frauen, die in der Weimarer Republik ein Fotostudio eröffnet hatten und ihre Werke in international angesehenen Ausstellungen zeigten. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster hat vor drei Jahren den Nachlass der Fotografin erworben und präsentiert jetzt eine Auswahl daraus. Menschen waren offenkundig ihr Lieblingsmotiv: lachende, nachdenkliche, auffällig viele Kinder, allesamt in Schwarz-Weiß. Als Tochter eines jüdischstämmigen Vaters wurde Annelise Kretschmer 1933 aus der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner ausgeschlossen. Dennoch fotografierte sie Offiziere der Wehrmacht und Veranstaltungen der NSDAP (bis 14. August).

Zeche Zollern

Im Nordwesten der Stadt Dortmund gibt es ein stillgelegtes Steinkohlebergwerk, das zu den schönsten seiner Art zählt. Schönheit mag als Kriterium bei der Beschreibung eines Industriegebäudes verwundern, doch die zwischen 1898 und 1904 errichtete Zeche Zollern war als Musterzeche der Gelsenkirchener Bergwerks-AG angelegt und sollte die wirtschaftliche Potenz und Modernität des Unternehmens verkörpern. Die Architektur orientiert sich an norddeutscher Backsteingotik; die zentrale Maschinenhalle ist mit Details in Jugendstilformen geschmückt, ihre breit ausladende Schalttafel in Marmor wirkt wie der Nachklang eines Altars im technischen Zeitalter. Das ist wahrlich großes Kino. In einem Nebengebäude kann man sich anhand von Dokumenten über die Geschichte der 1955 als Bergwerk aufgegebenen Zeche belehren lassen (ganzjährig geöffnet).

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Anders als auf Zeche Zollern ist im heutigen Deutschen Bergbau-Museum Bochum nicht eine einzige Schaufel Kohle zutage gefördert worden. Obwohl alles echt wirkt, was man in den Stollen an Gerätschaften, Elektroinstallation und Hinweisschildern erblickt, war diese Zeche mit ihrem markanten Förderturm von vornherein als Einrichtung für den Bergschulunterricht gedacht. Seit den 1860er-Jahren wuchs das Museum in die Höhe und in die Tiefe. Heute umfasst das Besucherbergwerk 20 Meter unter Tage eine Streckenlänge von 2,5 Kilometern. Meist sind es ehemalige Bergleute, die den Interessierten die einstigen Gepflogenheiten ihres Berufs schildern und dabei auch immer etwas Wehmut durchscheinen lassen. Wer sich einer Führung anschließen möchte, sollte an warme Kleidung denken. Die Temperatur im Stollen beträgt zwölf Grad (ganzjährig geöffnet).

„Aufbruch in die Moderne. August Macke und die Rheinischen Expressionisten“

Wem im Sommer mehr nach betörenden Farben als nach Kohle im Keller zumute ist, der wird in Bonn fündig. Unter dem Titel „Aufbruch in die Moderne“ breitet das Kunstmuseum Bonn Bestände zu August Macke und den Rheinischen Expressionisten aus. Das ist eine Ausstellung weniger zum Denken als zum Genießen. Jeder mag sich selbst einen Reim auf die kraftvollen Bilder machen: auf Heinrich Campendonks „Mann und Maske“ zum Beispiel, auf August Mackes leuchtende „Gemüsefelder“, Hans Thuars „Ungleiches Paar“ und eine Anzahl von Blumen- und Früchtestilleben (bis 27. Juni 2024).

„Joseph Beuys. Frühe Jahre 1947 – 1955“

Vor allem in Nordrhein-Westfalen bildete Joseph Beuys im vorigen Jahr den Mittelpunkt musealer Beachtung. Der 100. Geburtstag des 1986 gestorbenen Niederrheiners von Weltrang brachte eine Vielzahl von Ausstellungen hervor, die zum Teil noch andauern. Erst im Frühjahr 2022 wurde in der Kölner Domschatzkammer eine Beuys-Schau eröffnet. Nicht von ungefähr liegt der Schwerpunkt auf frühen Arbeiten. Denn Beuys‘ frühe Jahre sind eng mit dem Kölner Dom verbunden. Nach seinem Studium an der Düsseldorfer Akademie bei Ewald Mataré beteiligte er sich an der Ausführung von dessen Südquerhaustüren. Die Ausstellung zeigt eine große Auswahl an Zeichnungen, Entwürfen und plastischen Werken. Dabei treten besonders christliche Themen hervor: die Madonna aus einer Krippe, die Begegnung Christi mit der heiligen Veronika und mehrere Darstellungen der Pietà. Nur wenige solcher Arbeiten waren Auftragswerke. Die Aufträge gingen eher an Beuys‘ Lehrer. Der hatte damals schon einen Namen in der Kunstwelt (bis 24. Juli).

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