Kunstausstellung in Venedig Wie das Rheinland Venedig prägt

Venedig · Auch Größen aus dem Rheinland wie Heinz Mack, Markus Lüpertz, Tony Cragg und Katharina Grosse haben ihren Auftritt in der Lagunenstadt.

 Der Herkules mit Stock von Markus Lüpertz steht inmitten klassischer Büsten im Loredan-Palast.

Der Herkules mit Stock von Markus Lüpertz steht inmitten klassischer Büsten im Loredan-Palast.

Foto: Helga Meister

Wer in der Kunstszene dabei sein will, hält sich zumindest für einige Tage in Venedig auf. Das gilt für Susanne Gaensheimer und Peter Gorschlüter aus den Museen in Düsseldorf und Essen, für den New Yorker Mega-Galeristen David Zwirner wie für den Grace-Kelly-Enkel Pierre Casiraghi. Erst recht trifft es für die Künstler-Stars aus dem Rheinland zu. Wer nicht in die Hauptausstellung der Biennale eingeladen ist wie Katharina Fritsch mit ihrem grünen Elefanten, findet dennoch Wege, um in Nebenveranstaltungen zum Zuge zu kommen. Auf einem haushohen Plakat wirbt die weltweit agierende Galerie Gagosian für Anselm Kiefer im Dogenpalast. Aber auch Größen wie Heinz Mack, Markus Lüpertz, Tony Cragg und Katharina Grosse haben ihren Auftritt in der Lagunenstadt.

Heinz Mack (91) beweist 52 Jahre nach seinem ersten Auftritt auf der Kunstbiennale, dass das Licht noch immer sein zentrales Thema geblieben ist. Im geschichtsträchtigen Saal des Renaissance-Architekten Jacopo Sansovini, dem Erbauer der Nationalbibliothek von Sankt Markus, gibt er auf Einladung des italienischen Kultusministeriums einen Überblick über 60 schaffensreiche Jahre. Die Inszenierung wirkt perfekt im Dialog zu den kostbaren Böden, Wänden und Decken. Eine eigens für den Ort geschaffene Spiegelstele holt die Wand- und Deckengemälde von Tizian, Tintoretto und Veronese in sein Werk. Acht lichtreflektierende und zum Teil rotierende Stelen aus poliertem Aluminium und Edelstahl, nur eine davon neueren Datums, sorgen für weitere Effekte.

Der Zero-Künstler empfing die Gäste zur Vernissage wie zum Staatsakt. Er begrüßte Yilmaz Dziewior vom Deutschen Pavillon, Brigitte und Jürgen Wilhelm von der Zero-Foundation, Andrea Firmenich von der Kunststiftung NRW und Ute-Henriette Ohoven als UNESCO-Sonderbotschafterin. Sein Düsseldorfer Galerist Dirk Geuer, der die Ausstellung gefördert hat, wieselte um den Künstler, dessen Ehefrau und die Besucher herum. Besonders gefiel die wandfüllende Leinwandarbeit in Schwarz, Grau und Weißtönen, die die Struktur des historischen Steinfußbodens wie selbstverständlich aufnimmt. Einen farbigen Gegensatz bietet das 21 Quadratmeter große Gemälde „Der Garten Eden“ in den für ihn typischen Spektralfarben.

Ein weiterer Kollege aus dem Großraum Düsseldorf ist Markus Lüpertz (81). Er wird von seinem Galeristen Michael Werner im Palazzo Loredan präsentiert. Diese Adelsresidenz stammt in den Grundmauern aus dem späten 15. Jahrhundert. Das Portal des Palastes steht offen, so dass jedermann hereinspazieren kann und spontan ins Schmunzeln gerät. Lüpertz platziert nämlich einen bunten Patchwork-Herkules in die Mitte des großen Foyers neben honorigen, aber farblose Marmorbüsten. Herkules, zugleich das Alter Ego des Künstlers, ist größer und höher als die Porträts von idealisierte Heroen wie Palladio, Bellini, Tiepolo und Veronese. Er überragt sie um mehrere Nasenlängen. Aber er ist eine armlose Ganzfigur, die sich auf einen Stab als drittem Bein stützen muss. Wie ein Husarenstreich wirkt das Ganze, als mache sich die pensionierte Magnifizenz der Kunstakademie Düsseldorf am Krückstock über die eigenen Gebrechen lustig.

Katharina Grosse (60), der neue Star für Großraumbilder, von 2010 bis 2018 Professorin und Kollegin von Lüpertz, taucht mit gewaltigen fluoreszierenden Farbpixeln in der Fondation Louis Vuitton auf, gleich neben dem Luxusladen. Auf einer metallisch glänzenden Struktur aus Messing lässt sie es funkeln und glitzern und gibt dem Ganzen den Titel „Apollo Apollo", als ob es mit dem bunten Gewebe gleich in neue Sphären geht, während nebenan die neuesten Modeartikel verkauft werden.

 Heinz Mack präsentiert sich und sein Werk in der Nationalbibliothek von St. Markus.   Heinz Mack HEINZ MACK VIBRATION OF LIGHT am 22.04.2022 in der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig. Die Ausstellung ist ein offizielles Collateral Event der 59. Kunstbiennale.

Heinz Mack präsentiert sich und sein Werk in der Nationalbibliothek von St. Markus. Heinz Mack HEINZ MACK VIBRATION OF LIGHT am 22.04.2022 in der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig. Die Ausstellung ist ein offizielles Collateral Event der 59. Kunstbiennale.

Foto: Sebastian Drüen © Galerie Geuer & Geuer, Düsseldorf

Wäre noch Tony Cragg zu nennen, der 2009 in Berengos Glasstudios auf Murano seine Liebe zum Glas entdeckte und seitdem immer wieder auf dieser Insel bei Venedig landet. Nachdem klar war, dass die Biennale stattfindet, wurde seine Schau im Museo del Vetro bis August verlängert. Kurator Adriano Berengo schwärmt: „Craggs Kunstwerke erforschen die Bewegung von geschmolzenem Glas, indem sie den flüssigen Zustand des Materials als Ausgangspunkt verwenden, um die innere Dynamik des Materials zu betonen, selbst wenn es in einer freistehenden Skulptur seinen festen Zustand erreicht hat."

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