"Bin fasziniert von Atomkraftwerken" Künstler Anselm Kiefer will AKW Mülheim-Kärlich kaufen

Hamburg (RPO). Der Künstler Anselm Kiefer will das vom Netz genommene RWE -Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich kaufen. "Dieses Atomkraftwerk ist so fantastisch. Wunderbar. Das ist mein Pantheon", sagte Kiefer in einem Interview.

 Künstler Anselm Kiefer möchte gerne das AKW Mülheim-Kärlich kaufen.

Künstler Anselm Kiefer möchte gerne das AKW Mülheim-Kärlich kaufen.

Foto: ddp, ddp

Er sei mit RWE-Chef Jürgen Großmann zu dem Werk nordwestlich von Koblenz gefahren und sicher, zumindest den Kühlturm zu bekommen. "Der ist nicht verstrahlt. Aber ich hätte gerne auch das ganze Kraftwerk", so Kiefer gegenüber dem "Spiegel". Der Energiekonzern bestätigte die Gespräche und zeigte sich offen für eine Veräußerung des seit vielen Jahren stillgelegten Kraftwerks. "Ein Verkauf könnte frühestens im Laufe des nächsten Jahres über die Bühne gehen, wenn der Kühlturm nicht mehr unter das Atomgesetz fällt", sagte ein RWE-Power-Sprecherin. "Entschieden ist aber noch nichts."

Kiefer hat nach eigenen Worten noch nicht entschieden, was er mit dem Gelände nach einem Kauf machen will. "Aber ich denke, man muss mit diesen Atomkraftwerken etwas tun. Noch sind die Menschen nicht fähig, die Technik zu beherrschen. Aber Kernkraftwerke sind die fantastische Form der Energieerzeugung. Das ist ein Perpetuum mobile, das hat etwas Mythologisches." Das Kraftwerk Mülheim-Kärlich nahm 1986 seinen Probebetrieb auf, wurde wegen Mängeln aber nach 13 Monaten wieder abgeschaltet.

AKW wird zum Freizeitpark

Seit 2004 wird das Kraftwerk nun abgebaut. Nach RWE-Angaben wurden im Sommer 2002 die letzten Brennelemente und damit 99 Prozent des radioaktiven Materials abtransportiert. Einem Verkauf von Anlagen an Kiefer müssten auch die Behörden zustimmen, sagte die Firmensprecherin.

Auch andere Energiekonzerne wie E.ON, Vattenfall oder EnBW werden den Verkaufsprozess von Mülheim-Kärlich mit Interesse verfolgen. In Deutschland sind nach der jahrzehntelangen Nutzung der Atomenergie mehr als ein Dutzend Atomkraftwerke stillgelegt worden. Im Anschluss müssen die Betreiber den Kernbrennstoff entsorgen und die Anlage über viele Jahre abreißen, so dass dort am Ende wieder eine leere Fläche entsteht. Diese kann nach der Freigabe durch die Behörden für andere Zwecke genutzt werden.

Ein Beispiel ist das Atomkraftwerk Kalkar am Niederrhein, das wegen Sicherheitsbedenken und Protesten der Bevölkerung nie in Betrieb ging. 1995 kaufte der Niederländer Hennie van der Most den "Schnellen Brüter" und baute das Gelände zu einem Hotel-, Tagungs- und Freizeitzentrum um.

(RTR/felt)
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