Zadar Kroatien will in der Adria Öl und Gas fördern

Zadar · Forschungsschiff erkundet die Vorkommen, Umweltschützer warnen vor den schädlichen Folgen.

Das Neu-EU-Mitglied Kroatien ist seit einigen Wochen wie elektrisiert: Riesige Erdöl- und Erdgasfelder in der Adria könnten dem wirtschaftlich angeschlagenen Land ungeahnten Reichtum bescheren. Umweltschützer schlagen jedoch Alarm. Delfine, Wale und selbst Tiere in Fischfarmen sind in Gefahr, warnen sie.

Seit längerem gehen Geologen davon aus, dass es vor der Küste Kroatiens große Öl- und Gasfelder gibt. Wo sie sich genau befinden, soll jetzt das Forschungsschiff eines norwegischen Unternehmens herausfinden, das vor zwei Wochen aus der kroatischen Hafenstadt Zadar ausgelaufen ist. Die Crew von "Northern Explorer" sammelt Daten, die bis zum kommenden Frühjahr international zum Kauf angeboten werden sollen. 2015 will die kroatische Regierung dann die erste Lizenz zur Förderung erteilen.

Die Erkundungsfahrt ist umstritten und empört Umweltschützer auch außerhalb Kroatiens. Mit Hilfe von Druckluftkanonen, die Schallwellen erzeugen, sollen Daten über den Meeresgrund gesammelt werden. Die Kanonen lösten über Wochen alle zehn Sekunden Explosionen mit einer Intensität von bis zu 240 Dezibel aus, kritisieren Aktivisten.Ein tieffliegendes Flugzeug komme auf 165 Dezibel, selbst ein Raketenstart nur auf vergleichsweise bescheidene 205 Dezibel. "Dieser intensive Lärm kann die Tiere vertreiben oder verletzen bis hin zum Tod, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen", warnen die Umweltverbände OceanCare und NRDC (Natural Resources Defense Council).

Die Tourismusindustrie, die mit einem Umsatz von sieben Milliarden Euro im Jahr der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig Kroatiens ist, schweigt trotz dieser Sorgen. Zu den möglichen Auswirkungen auf die Branche hat sie sich bislang nicht geäußert. Die kroatischen Grünen hingegen gehen auf die Barrikaden. Wirtschaftsminister Ivan Vrdoljak habe den Auftrag für die Erkundungsfahrt ohne die nötige internationale Ausschreibung vergeben, sagen sie.

Der Wirtschaftsminister wischt die Bedenken beiseite und verspricht eine glänzende wirtschaftliche Zukunft für Kroatien. Bisher müsse das Land große Teile seines Energiebedarfs importieren. Durch die erhofften Öl- und Gasfunde würde es zum Exporteur und könne auf Aufschwung hoffen.

(dpa)
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