Bühnen-Show im Düsseldorfer Schauspielhaus Der Drag und das Biest

Düsseldorf · Zum vierten Mal präsentiert Drag Queen Effi Biest ihr Format „Drag & Biest“ im Schauspielhaus. Ein Abend mit Potenzial, das noch nicht vollends ausgeschöpft wird.

Gastgeberin Effi Biest lädt zur Drag-Show, bei der auch Newcomer willkommen sind.

Gastgeberin Effi Biest lädt zur Drag-Show, bei der auch Newcomer willkommen sind.

Foto: Melanie Zanin

Musical, Lesung, Theater – der Spielplan des Düsseldorfer Schauspielhauses hat eine Menge zu bieten. Wer auf der Suche nach einem etwas anderen Format ist, folgt einem versteckten Treppenhaus ins Unterhaus – und findet dort eine kunterbunte Bühne, Lametta und Gastgeberin Effi Biest, die einen Abend voller Entertainment verspricht. Einzige Bedingung: „Lassen Sie die Theaterkritikerin in sich zuhause.“

„Drag & Biest“ nennt sich die Drag-Show, die bereits zum vierten Mal das Programm des Theaters auflockert. Rund 70 Menschen sitzen im Unterhaus und jubeln begeistert, als Drag Queen Effi Biest in weißem Bademantel, hochentflammbarer rosa Perücke und glitzerndem Makeup – auf das jede Christbaumkugel stolz wäre – Playback-singend die Bühne betritt. Wie eine Matrjoschka entkleidet sie sich nach und nach, enthüllt zuerst ein türkises Kleid mit Ananas-Print und später einen gestreiften Badeanzug, der an Ziggy Stardust erinnert. Urlaubsfeeling trifft auf Weihnachtsvorfreude.

Mit ihrer Präsenz hätte Biest durchaus das Potenzial, Abend und Bühne im Alleingang zu füllen. Ihre Tanz-Einlagen und Moderation sorgen für unbeschwertes Lachen, ein Film-Quiz für geschicktes Animieren des Publikums. Dennoch entscheidet sich Effi Biest dafür, die Bühne zu teilen: Fünf weitere Drag-Künstler und -Künstlerinnen nehmen neben ihr auf Sofa und Sesseln Platz und performen im Laufe der folgenden zwei Stunden zur Musik.

Wer ausschließlich Männer in Kleidern und Röcken erwartet, wird überrascht: Vier der fünf Künstlerinnen sind weiblich. Effi Biest weist bewusst darauf hin – Drag sei für alle da, die Spaß dran haben. Sie möchte eine Show gestalten, die für alle Geschlechter zugänglich sei. Auch unerfahrene Drag-Künstler seien willkommen.

Eben jene Unerfahrenheit merkt man vielen der Performerinnen noch an. Das Makeup sitzt ein bisschen zu perfekt, die Kleidung könnte teils als extrovertiertes Party-Outfit durchgehen, und den Tanz-Einlagen fehlt es an genug Selbstbewusstsein, um das Publikum restlos zu überzeugen. Die Handbremse ist angezogen und lockert sich nur langsam.

Ein Highlight liefert Alice King mit ihrer Performance zu Christina Aguileras „Something‘s Got a Hold On Me“ und „Express“. Nur mit einem Stuhl in der Mitte der Bühne als Accessoire geht sie völlig in ihrer Darbietung des ikonischen „Burlesque“-Tanzes auf, hypnotisiert und verdient sich jedes einzelne Kreischen der Zuschauenden.

Der Abend lebt jedoch größtenteils vom Witz der Gastgeberin Effi Biest, ihrer Leichtigkeit und Improvisationskunst, ihrer selbstironischen Art. Sich selbst nicht zu ernstnehmen und den Mut zu beweisen, sich auch mal lächerlich zu machen, eben nicht immer perfekt zu sein – das macht Drag aus.

Trotz aller Zurückhaltung zeigt Effi Biests Drag-Show und alle Darbietenden, wie wichtig Visibilität auch heute noch ist. Auch in Großstädten wie Düsseldorf gehören Bühnenprogramme der queeren Community lange nicht zur Norm. Formate wie „Drag & Biest“ bieten einen Raum für diejenigen, die im Alltag noch immer das Gefühl haben, zu viel zu sein. Es ist ein Ort zum laut sein. Und dieser kann auch gerne genutzt werden.

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