Zoes „Femina Saga“ im Tanzhaus NRW Hexenmagie und Frauenpower

Düsseldorf · Mit ihrer Performance „Femina Saga – Genesis“ eröffnete Zoe die neue Spielzeit im Tanzhaus NRW. Die Düsseldorferin begeisterte das Publikum mit einer starken Botschaft.

Szene aus Zoes neuer Produktion „Femina Saga – Genesis" im Tanzhaus NRW.

Foto: Eva Berten/Tanzhaus

Es sind magische Momente, die sich im großen Saal des Tanzhauses abspielen. Viel Symbolisches schwingt mit in Zoes Performance „Femina Saga – Genesis“. Sie hat das Publikum um sich gescharrt. Es sitzt im Kreis mit ihr auf der Bühne. Den Raum durchweht der Duft von feinem Räucherwerk.

Dann steht sie plötzlich da. Die wilde Mähne in einem Turban gebändigt, barfuß im hautengen Kleid. Die Bewegungen langsam tastend, haben etwas Beschwörendes. Zoe nimmt die Haltung einer Gebärenden ein, streift sich den Turban ab, stöhnt, erst leise, dann immer lauter, bis sich ein befreiender Schrei Bahn bricht.

Was das Publikum an diesem Abend erlebt ist eine Zelebration gleichzeitig die Fortsetzung ihrer „Femina Saga“, die Zoe 2020 mit „A Ritual Journey“ begann. Ging es ihr damals vor allem um den Archetypus der Hexe und wie er über die Jahrhunderte wahrgenommen wurde, vom Matriarchat über die Verfolgung und Rezeption in Mythen und Märchen bis hin zur modernen magischen Hexenbewegung, steht in „Genesis“ die Mutterschaft im Mittelpunkt.

Dabei bleibt Zoe dem Grundthema der weiblichen Spiritualität und der personifizierten Hexe treu, erweitert es allerdings um das Narrativ der Mutterschaft. Besonders zu Beginn ihrer Performance greift die Düsseldorferin dafür Bilderwelten auf, die an klassische Darstellungen von Fruchtbarkeits- und Muttergöttin erinnern, wie die der minoischen Schlangengöttin und Ariadne von Naxos.

Aus einem irdenen Topf, der auch ein Hexenkessel sein könnte, zaubert Zoe im Verlauf des Abends immer wieder magische Utensilien. Duftende Öle zum Beispiel, mit denen sie sich einreibt. Auf den Bühnenboden malt sie Symbole, wie eine Spirale als Sinnbild für den Wandel und der Entwicklungsprozesse oder die Rune Dagaz, als Zeichen für die Liebe.

Dazu erzählt sie eine Geschichte, wie man sie vielfach aus Sagen und Märchen kennt, über ein geheimnisvolles weibliches Wesen, das tief im Wald lebt. Nur um dann den Bogen ins Hier und Jetzt zu schlagen. Dazu holt Zoe aber etwas aus, verweist auf „den Bestseller des Mittelalters Malleus maleficarum“, besser bekannt als „Hexenhammer“. Ein Machwerk, das dazu diente, vermeintliche Hexen durch „peinliche Befragung“ und Folter zu überführen. Tausende Frauen, aber tatsächlich auch Männer fielen dem Hexenwahn zum Opfer. Was ihnen zustieß und in manchen Ländern bis heute noch widerfährt, hat so gar nichts mit dem zu tun, was manche Politiker neuerdings für sich reklamieren – allen voran Donald Trump, der ständig von „Witchhunt“ (Hexenjagd) fabuliert, die gegen ihn gerichtet sei.

Zoe ist im Hier und Jetzt angekommen, tanzt und singt mit warmen Soultimbre den Nina-Simone-Klassiker „I Put a Spell On You“. Sie erzählt dem Publikum, wie sie glaubte, ihren Körper genau zu kennen bis zu dem Moment, als sie schwanger wurde. Von da an habe sie sich zunächst fremdbestimmt gefühlt und dann eine Erweiterung ihres Selbst erfahren.

Das, was Zoe da auf der Bühne von sich preisgibt, ist nicht nur die Geschichte einer Künstlerin, die Mutter geworden ist. Zoe ist auch eine wichtige Vertreterin der Voging- und Ball-Room-Community. Sie hat den Performancestil in Deutschland mit populär gemacht. So überrascht es auch nicht, dass ihre „Femina Saga“ Elemente eines sogenannten Balls enthält, bei dem die Ausführenden in einer Battle in unterschiedlichen Kategorien gegeneinander antreten. Dafür schlüpft Zoe in verschiedene Rollen und spielt so eine Battle nach mit dem Publikum als Jury. Das hat Kraft und reißt am Ende alle von den Stühlen.