Kammermusik vom Feinsten Entzückendes Septett von Franz Berwald

Die sieben Wigmore Soloists um die Geigerin Isabelle van Keulen haben bei BIS Records eine beeindruckende Kammermusikaufnahme vorgelegt.

 Cover der neuen Aufnahme mit Beethovens und Berwalds Septett.

Cover der neuen Aufnahme mit Beethovens und Berwalds Septett.

Foto: BIS Records

Klassik Sie wollten ihn nicht. Er galt als abweisend und hochmütig, seine Kompositionen wirkten zu kühn, außerdem schien sich der Mann in Deutschland wohler zu fühlen als in seiner schwedischen Heimat. Und dann diese Arroganz, als Nicht-Mediziner ein orthopädisches Institut in Berlin zu gründen! Dass er gleich anschließend in Wien vier großartige Sinfonien komponierte, ging an Schweden spurlos vorbei.

Als Franz Berwald (1796–1868) nach Stockholm zurückkehrte, wurde er bei allen wichtigen Musikposten übergangen, er musste eine Glasfabrik und eine Sägemühle leiten, um finanziell mit dem Kopf über Wasser zu bleiben. Erst spät wurde er in die Königliche Musikakademie aufgenommen, noch später bekam er eine Professur für Komposition. Alle wussten, dass der Mann etwas konnte, aber sein Stil war zu modern, sein Auftreten herablassend.

Heute gilt Franz Berwald zweifelsfrei als der bedeutendste schwedische Komponist des 19. Jahrhunderts. Die Sinfonien sind sensationell; mit den Gesamtaufnahmen der Göteborger Symphoniker unter Neeme Järvi oder des Swedish Radio Symphony Orchestra unter Roy Goodman ist man bestens versorgt. Spektakulär auch die Kammermusik, allem voran das Septett B-Dur von 1828. Jetzt erschien bei BIS Records eine wunderbare Aufnahme mit den Wigmore Soloists, bei denen unter anderem Isabelle van Keulen (Violine), Rachel Roberts (Viola), Adrian Brendel (Violoncello) und Michael Collins (Klarinette) mitspielen. Höchste Spannung bewirken die schroffen Tempowechsel im Mittelsatz, das Finale ist von lichtem, quirligem Geist erfüllt.

Vorangestellt ist der Berwald-Aufnahme Beethovens Septett. Beide Werke werden oft verheiratet, weil sie dieselbe aparte Besetzung haben – je ein Instrument der vier Streichergruppen, dazu Klarinette, Fagott und Horn. Die Platte bietet jedenfalls ein beträchtliches Hörvergnügen für Musikfreunde, die auch jenseits der Großsinfonik empfangsbereite Antennen ­besitzen. Wolfram Goertz

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