Kostbare Kultur

Ein freier Eintritt in alle Museen – das klingt nach Bildungsnation, das schmeckt nach Aufklärung und weckt die Hoffnung auf die ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts. Wenn aber der Museumseintritt frei ist, dann ist schwer zu verstehen, warum noch Theater- und Opernbesuche oder Bücher etwas kosten sollen.

Der Ruf nach freiem Eintritt wird getragen von einer Utopie, die – wie jede Utopie – maßlos ist und im konkreten Fall übersieht, dass Kunst den Besucher auch dann etwas kostet, wenn der Eintritt nichts kostet: Es kostet Mühe, sich mit dem Thema oder dem Werk auseinanderzusetzen; es kostet Zeit, eine Ausstellung zu besuchen; es kostet Aufwand, das nicht immer in der Nachbarschaft liegende Haus zu erreichen. Das muss man wollen. Freier Eintritt für alle dagegen wäre eine Subvention der Besserverdienenden, die nach wie vor zur Hauptklientel der Museen gehören. Nötig ist also keine Revolution an der Museumskasse, sondern eine Reform, bildungsferne Schichten anzulocken – mit intelligenten Ansprachen und dann mit einer auch sozial ausgerichteten, moderaten Preispolitik.

(Rheinische Post)
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