Kommentar Habt Erbarmen!

Viel zu lange hat es gedauert, bis klar wurde, dass der Fall Cornelius Gurlitt auch eine persönliche Tragödie ist. Schon nach Beschlagnahmung seiner Kunstsammlung hätten die Behörden ihm Hilfe anbieten müssen.

Denn der alte, heute schwer kranke Herr war mit seinem Besitz überfordert. Man stelle sich vor: Ein Spross aus kultivierter Familie, der aber offenbar keinen Beruf erlernt hat, wird zum Hüter eines Schatzes, der in Teilen in die braune Geschichte Deutschlands verstrickt ist. Statt bei Juristen Rat zu holen, sucht er sein Heil darin, dass er den Schatz verschweigt und durch den Verkauf einzelner Werke seine Existenz sichert. Dabei war Eingeweihten längst klar, dass es eine "Sammlung Gurlitt" gab. Schon vor drei Jahren verkaufte das Auktionshaus Lempertz einen Beckmann für 864 000 Euro — und führte auf Gurlitts Initiative sogar einen Anteil an die Erben des früheren Besitzers Alfred Flechtheim ab. Gurlitt ist kein Monster, sondern ein Mensch, der längst die Betreuung benötigt hätte, die ihm nun endlich zugute kommt. bm

(RP)
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