Kölner Festival Sommerfest mit Bowie-Ballett

Beim Kölner Festival in der dortigen Philharmonie werden die Songs von David Bowie vertanzt. Außerdem gibt es das Epos vom Untergang der „Titanic“ zu sehen – als Musical.

Szene aus „Star Dust“, das beim Kölner Sommerfestival gezeigt wird.   Foto: Sharen Bradford

Szene aus „Star Dust“, das beim Kölner Sommerfestival gezeigt wird. Foto: Sharen Bradford

Foto: Sharen Bradford

Gewagte Unterfangen: David Bowies Werk und Wirken als Ballett auf die Bühne bringen zu wollen. Es gibt ja so viel zu beachten, so viele Facetten im Kosmos der 2016 gestorbenen Ikone. David Bowie war ja schon zu seinen Lebzeiten eine Wissenschaft. Wer sich da verzettelt oder gar vertut, verscherzt’s sich schnell mit den Bowie-Ultras.

Der Choreograf Dwight Rhoden hat es dennoch versucht, er hat sich die Welt des David Bowie vorgenommen, sie zu dessen Songs in Bewegungssprache übersetzt, und man muss sagen: Im Ergebnis ist ihm das sehr gut gelungen. Bowie, das ist ja mehr als ein Katalog voll mit herausragenden Songs. Es war auch seine enorme Wandelbarkeit, die ihn von anderen unterschied. Bowies zahlreiche Künstlerpersonae, sagt Rhoden, hätten ihn schon immer fasziniert. „Wenn du dir seine Plattencover anschaust, siehst du immer einen anderen David Bowie“. So entwickelte Choreograf Rhoden schließlich „Star Dust“, als Verbeugung vor dem Meister sozusagen.

Zur Eröffnung des Kölner Sommerfestivals in der dortigen Philharmonie wird die Produktion am 16. Juli erstmals in Deutschland zu sehen sein. Rhoden bringt sie mit dem Complexions Contemporary Ballet auf die Bühne, einer Kompanie, die er vor 25 Jahren mit dem Tänzer Desmond Richardson gründete. Beide kannten sich von ihrer Zeit beim traditionsreichen Alvin Ailey American Dance Theater, mit dem es Richardson zu einigem Ruhm brachte, als sie ihn als ersten Schwarzen überhaupt zum ersten Solisten beförderten. Wer ihn einmal in jungen Jahren tanzen sehen möchte, sollte sich das Video zu Michael Jacksons „Bad“ bei Youtube ansehen.

1994 aber wollten Rhoden und Richardson mehr, sie entwickelten die Vorstellung einer zeitgemäßen Kompanie. „Alle reden immer von Diversität, aber keine macht es“, sagt Rhoden. Sie luden befreundete Tänzer aller Genres ein und gründeten Complexions. Hautfarben und Nationalitäten sollten keine Rolle mehr spielen. „Wir waren die Vereinten Nationen des Tanzes“, sagt Roden.

Heute versammelt Complexions Tänzer aus Kolumbien und Japan, Australien und den USA, und mit Bowie nehmen sie sich ganz bewusst eines Künstlers an, der versuchte, sich Fremdzuschreibungen durch Flexibilität zu widersetzen. In „Star Dust“ mimen denn auch Männer und Frauen den Popstar, zu „Heroes“, „Life On Mars“ und „1984“. Zu „Space Odditiy“ tanzt Major Tom vorm Raketenstart auf Spitze.

„Star Dust“ zeigt Complexions als die eine Hälfte eines geteilten Abends, zur Aufführung bringt die Kompanie außerdem „Bach 25“ mit der Musik von Johann Sebastian Bach und dessen Sohn Carl Philipp Emanuel Bach. Die Arbeiten der Bachs, sagt Roden, sei ultimativ tanzbar. Es werde eine Feier der Musik.

Gefeiert wird zurzeit auch „Hair“. Das Musical wurde vor mehr als 50 Jahren uraufgeführt, beim Kölner Sommerfestival wird nun die Londoner Jubiläums-Neuproduktion zu sehen sein. Grundsätzliches blieb dabei unangetastet: „Hair“ spielt immer noch im East Village zur Hippie-Hochzeit, 1967, Summer of Love und so weiter.

Zur selben Zeit brachte das Label Motown stilprägende Platten heraus. The Jackson 5, Diana Ross, The Supremes, Stevie Wonder, The Temptations und Marvin Gaye veröffentlichten über die Detroiter Plattenfirma. „The Sound of Classic Motown“ heißt eine Revue, die die größten Songs der goldenen Motown-Jahre noch einmal würdigen möchte – mit zehnköpfiger Liveband übrigens.

Ebenfalls auf dem Programm des Sommerfestivals: die Tanzshow „Irish Celtic“ mit Stepp-Ensemble und reichlich Folk-Musik. Und: „Titanic“, die Geschichte vom angeblich unsinkbaren Schiff, das gleich bei seiner Jungfernfahrt versank. Vor 20 Jahren wurde der Stoff zum gigantischen Filmerfolg, nun wurde er als Musical noch einmal neuinszeniert.

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