Köln Kölner Oper verschiebt Eröffnung auf 2016

Köln · Stadtverwaltung hält den Zeitplan für die Sanierung von Oper und Schauspielhaus für unrealistisch.

Die Kataloge für die neue Spielzeit 2015/16 der Kölner Oper sind druckfrisch und doch schon ein Fall fürs Altpapier. Die für den 7. November geplante Wieder-Eröffnung des Opernquartiers ist geplatzt. Gestern räumten Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Baudezernent Franz-Josef Höing ein, dass der Zeitplan für die Sanierung der Oper und des Schauspielhauses nicht zu halten ist. Erst in einem Jahr zur Spielzeit 2016/17 sei das Opernquartier fertig. Wahrscheinlich.

In einer eiligst einberufenen Pressekonferenz versuchten die Vertreter der Stadt die Gründe für die Absage zu erklären. Das gelang nur unzureichend. Die Probleme auf der Baustelle seien zu groß. Man habe Unregelmäßigkeiten festgestellt. Die baulichen Verzögerungen seien in den verbleibenden Monaten nicht mehr aufzuholen. Daher habe man die Reißleine ziehen müssen. Die Frage, warum nicht viel früher, warum erst jetzt, gut drei Monate bevor sich der Vorhang heben sollte, blieb unbeantwortet. Einen Verantwortlichen für das Desaster, ein Schuldiger gar ließ sich auch durch hartnäckiges Nachfragen der Journalisten nicht ausmachen. Das Ganze sei keineswegs das Ergebnis einer Fehlplanung, es sei halt vieles schief gelaufen. Besondere Probleme mit dem Brandschutz und der Entlüftung gebe es nicht. "Wir haben es mit einem hochkomplexen Bauprojekt zu tun. Die Gebäude sind sehr alt, da ist man vor unliebsamen Überraschungen nicht gefeit", sagte Baudezernent Höing. Die Abstimmung zwischen mehreren parallel in Angriff genommenen Einzelprojekten habe nicht funktioniert. Es sei "filigranste Abstimmung erforderlich, um die hochmoderne Bühnen-, Installations- und Sicherheitstechnik in diesem Gebäude optimal zu installieren".

Diese Aussagen sind ebenso richtig wie die Tatsachen vorhersehbar. Das Opernhaus wurde 1957 eingeweiht. Es steht unter Denkmalschutz. Das Schauspielhaus ist fünf Jahre jünger, beide Häuser wurden nach den Plänen von Wilhelm Riphahn gebaut. Seit 2012 wird das Gebäude-Ensemble saniert.

Besonders hart trifft die Absage der Wieder-Eröffnung die Intendanten Birgit Meyer und Stefan Bachmann. Beide reagierten auf das Desaster mit großer Enttäuschung. Vor allem Opern-Chefin Birgit Meyer wirkte erschüttert. "Bis zum Wochenende bin ich fest davon ausgegangen, dass wir am 7. November starten können. Seit Montag weiß ich es besser." Ob sie die geplanten Programme überhaupt wird anbieten können, ist völlig offen. Während auf der Homepage der Oper noch das Eröffnungskonzert "Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz für den 7. November beworben wird, sucht die Intendantin fieberhaft nach Ausweichspielstätten.

Denn die Mietverhältnisse mit den bisherigen Ersatz-Domizilen wie der Musical-Dome am Rhein oder das Palladium sind gekündigt. Lediglich das "Alte Pfandhaus" und das Schiff Naumon stehen noch zur Verfügung. Auf der Naumon findet am 20. September das Musiktheater "Das Lied der Frauen vom Fluss" statt.

Ganz so prekär ist die Lage für Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann nicht. Er kann weiterhin das Depot 1 und 2 in Köln-Mülheim nutzen. Die Verschiebung bezeichnete Bachmann als Albtraum. "Das trifft uns mit voller Wucht und Härte. Und offen gestanden: Ich verstehe noch immer nicht ganz, warum es so gekommen ist."

Geld kostet die Verschiebung auch. Es ist die Rede von einem zweistelligen Millionenbetrag.

Allein die erneute Interimszeit schlägt nach Einschätzung von Patrick Wasserbauer, Geschäftsführender Direktor der Bühnen Köln, mit etwa acht Millionen Euro zu Buche. Ob die Sanierungskosten von 275 Millionen Euro für das Opernquartier gehalten werden können, steht noch nicht fest.

(RP)
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