In Deutschland wird ein Kinosterben befürchtet Kinobranche drängt auf Abschaffung der Testpflicht

Düsseldorf · Verbände beklagen rückläufige Zuschauerzahlen und warnen vor wirtschaftlichem Schaden. Doch in vielen Städten ist ein Kinobesuch ohne eines der drei Gs als Nachweis nicht möglich. Die Branche fordert in einem Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Lockerung der bisherigen Regel.

 Eine Filmvorführung in Corona-Zeiten mit überschaubarer Resonanz.

Eine Filmvorführung in Corona-Zeiten mit überschaubarer Resonanz.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Am 10. August trifft die Kanzlerin einmal mehr ihre Ministerpräsidentenrunde. Die beherrschenden Themen der Konferenz sind – wie schon in den vergangenen Monaten – Corona und die erneut steigenden Inzidenzzahlen. Die Kinobranche nimmt dies zum Anlass, auf vielerorts geringe Zuschauerzahlen zu verweisen. Sie glaubt den Grund für die Zurückhaltung der Filmfans darin zu erkennen, dass in den meisten Ländern und Kommunen die Einhaltung der sogenannten 3-G-Regelung verpflichtend ist. Das Publikum muss einen Nachweis erbringen, dass es entweder getestet, geimpft oder genesen ist.

Die Branchenverbände drängen in einem Brief an die Kanzlerin und die Länderchefs auf eine bundesweit einheitliche Regelung und fordern eine Lockerung der Vorgaben durch den Verzicht auf die 3-G-Regel. Sie verweisen auf ihre Hygienekonzepte und erwarten eine Anpassung der Maßnahmen zum Schutz vor Corona, gerade im Hinblick auf das fortschreibende Impfgeschehen.

Erneute massive Einbußen durch rückläufige Besucherzahlen oder gar Schließungen wollen die Verbände nicht mehr hinnehmen. Die zurzeit existierenden Verordnungen spiegelten die Entwicklungen nicht wider, heißt es im Brief an Kanzlerin und Ministerpräsidenten. Erneut kämpfe man „mit Planlosigkeit, Unsicherheit und Intransparenz“ und warne vor „weiteren unausweichlichen wirtschaftlichen negativen Folgen“. Mit anderen Worten: Es drohe bald ein Kinosterben.

Die Lichtspielhäuser haben durch die Pandemie und den Lockdown bereits viel Boden an die Streaming-Anbieter verloren. Umso erfreulicher schien der Neustart am 1. Juli. Die Düsseldorfer Filmkunstkinos etwa sind – verglichen mit vielen ihrer Kollegen in anderen Städten – noch zufrieden mit dem Zuschauerinteresse nach der Wiederaufnahme des Programms ihrer Häuser im vergangenen Monat. Geschäftsführer Nico Elze zog kürzlich eine erste positive Bilanz. Die Reihe mit Oscar-prämierten Filmen wurde vom Publikum gut angenommen, ebenso das Angebot des Open-Air-Kinos „Vier Linden“ unter anderem mit der Premiere von „Back Jesus“, bei der Wim Wenders vorbeischaute.

Auch die Multiplexe Ufa und UCI ziehen ein verhalten optimistisches Resümee. Sie locken mit Blockbustern vor allem jüngere Actionfans vor die Leinwand. Die Hygienekonzepte würden, so lassen alle Theaterleiter in Düsseldorf wissen, gut vom Publikum angenommen. Zwar gäbe es schon mal Irritationen, ob und welcher Nachweis gefordert werde, aber das seien Ausnahmen. Die meisten Betreiber der Kinos halten ihre Gäste auf den jeweiligen Websites über die aktuellen Bestimmungen auf dem Laufenden. So bestand für den Besuch im Open-Air-Kino „Vier Linden“ seit Wiederöffnung immer eine Testpflicht, da der Biergarten keine Platzierung im Schachbrettmuster zulässt.

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