Düsseldorf/Hannover Keine Fotos von Gurskys neuen Fotos

Düsseldorf/Hannover · US-Anwälte pochen auf Urheberrecht. Gurskys Gipfeltreffen mit Neo Rauch und Jeff Wall in Hannover.

Gerade sprachen wir noch über die der Kunst wenig zuträgliche Skandalisierung des Kunstbetriebs - ausgehend von den schweren Betrugsvorwürfen gegen den Düsseldorfer Kunstberater Achenbach. Jetzt macht Andreas Gursky (59) selbst unfreiwillig Schlagzeilen. Zwei seiner neuen Fotos, die er ab morgen in einer Gegenüberstellung mit Zeichnungen von Neo Rauch und Fotos von Jeff Wall in Hannover zeigt, haben die Juristen auf den Plan gerufen. US-Anwälte des Medienkonzerns Marvels haben ein Fotografierverbot für die Bilder erwirkt.

Der Grund: Der Düsseldorfer Künstler, dessen Fotografien auf dem Kunstmarkt Millionenpreise erzielen, hat in zwei seiner neuen Bilder die Superhelden Spider-Man und Iron Man einkopiert. Offenbar hatte er zuvor zwar die Verarbeitung, aber nicht die mediale Verbreitung der bekannten Comic-Figuren im Rahmen seiner Kunstwerke urheberrechtlich geklärt. Die zwei Bilder mit dem Titel "SH IV" und "SH I" dürfen zwar in Hannover gezeigt werden, und auch im Katalog sind sie abgebildet. Nur fotografieren darf man sie nicht, da die Amerikaner befürchten, bei einer Weiterverbreitung könnte ihr Copyright missachtet werden.

Gursky sagte gestern, dass man Verständnis dafür haben müsse, dass Foto-Kunstwerke nicht beliebig verbreitet werden könnten. "Angesichts der digitalen Bildverarbeitungsmaschinerie kann man nicht sicher sein, dass das Kunstwerk unangetastet bleibt." Außerdem seien die Comic-Superhelden ein geschütztes Warenzeichen.

Den Erfolg, den die Kestner-Gesellschaft Hannover mit dem Gipfeltreffen dieser drei Kunststars erwarten darf, trübt diese rechtliche Debatte nur wenig. Andreas Gursky erzählt, dass es kollegial-freundschaftliche Beziehungen waren, die die auf so unterschiedlichen Feldern höchst erfolgreichen Männer zusammenführten. Eines seiner Fotos, die er jetzt ebenfalls in Hannover zeigt, ist ein Beleg für die Initiative, die wohl von ihm ausging und ihn jetzt mit Jeff Wall, einem seiner frühen Helden, vereint.

Im Duisburger Lehmbruck-Museum hat Gursky einen Glaskasten um Arbeiten von mehreren Künstlerfreunden gezogen, darunter solche des Leipzigers Neo Rauch (54) und des durch seine Fotokästen berühmt gewordenen Kanadiers Jeff Wall (67). Als Gruppe definiert die drei im Groben die Zeitgenossenschaft, stilistisch liegen sie weit auseinander. So ist die Ausstellung in der Konfrontation ein visuelles Experiment, was Kurator Heinrich Dietz selbstkritisch einräumt.

50 Werke wurden ausgebreitet, noch nie gezeigte Zeichnungen von Neo Rauch, sechs Fotoarbeiten von Jeff Wall und acht neue Gurskys. "SH IV" ist eines von denen, die man nicht fotografieren darf. Ein riesiger Turm ist angeschnitten, ganz unten steht Hollywood-Star Tobey Maguire in einem hellen Schaufenster - draußen ist ihm gegenüber im Dunkel sein Alter Ego platziert: Spider-Man. Maguire hält die Hand hoch, will womöglich befreit werden. Doch die Figur verschwindet in der gewaltigen Architektur von Renzo Piano. Eine leise Komposition über die Verlorenheit des Einzelnen.

Info "Andreas Gursky/Jeff Wall/Neo Rauch". Bis 26. Oktober in der Kestnergesellschaft Hannover zu sehen.

(RP)
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