Paris Kein Schleier in der Oper

Paris · Die Pariser Opernhäuser sind für ihre Architektur und ihr anspruchsvolles Programm bekannt. Doch wer sie besucht, darf keine Vollverschleierung, einen sogenannten Niqab, tragen. Wie mit Trägerinnen solcher Schleier umgegangen werden soll, steht in einer neuen Mitteilung des Kulturministeriums an die Opern-Angestellten.

Der Anlass: Anfang Oktober musste eine Frau mit Burka mitten in der Aufführung von "La Traviata" die Oper an der Bastille verlassen. Die Touristin aus einem Golfstaat saß mit ihrem Begleiter in der ersten Reihe. "Alle Zuschauer konnten sie sehen. Sie waren großflächig auf allen Bildschirmen", sagte der stellvertretende Leiter der Pariser Opern, Jean-Philippe Thiellay, der Gratis-Zeitung "Metronews".

Er selbst sei im zweiten Akt alarmiert worden, da einige Sänger nicht mehr weitersingen wollten. In der Pause forderten Kontrolleure die Zuschauerin auf, entweder den Schleier zu lüften oder die Oper zu verlassen. Die Frau sei mit ihrem Begleiter aufgestanden und "ohne Provokation" gegangen. Offenbar wussten die Besucher nichts vom sogenannten Burka-Verbot, das seit drei Jahren in Frankreich gilt.

Rund 2000 Frauen, die den Ganzkörperschleier tragen, sollen in Frankreich leben. Bei rund fünf Millionen Muslimen ist das eine kleine Gruppe, die in der Öffentlichkeit besonders auffällt. So empörte sich die frühere Bildungsministerin Nadine Morano kürzlich über eine voll verschleierte Frau am Pariser Bahnhof Gare de l'Est. Die erzkonservative Politikerin forderte die Passantin auf, das Gesetz zu respektieren, und sie wandte sich an die Polizei, die allerdings nicht eingriff.

Die Ex-Ministerin hatte im August für Schlagzeilen gesorgt, als sie auf Facebook das Foto einer Muslimin mit Kopftuch, langärmeligem T-Shirt und Leggings am Strand postete. "Es ist der Angriff auf unsere Kultur, der wehtut", schrieb sie. Doch in beiden Fällen erntete Morano eher Spott als Verständnis. Sarkozy war es, der 2011 das Burka-Verbot durchgesetzt hatte. Als erstes westliches Land hatte das laizistische Frankreich ein Verbot der Vollverschleierung beschlossen, das auch für andere Gesichtsbedeckungen wie Masken und Motorradhelme gilt. 150 Euro kostet ein Verstoß.

(RP)
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