Haßfurt Gegen Gott und Teufel: Kirchenkritiker Deschner tot

Haßfurt · "Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher." Mit diesem Aphorismus formulierte Karlheinz Deschner einst sein Lebensmotto. Er mochte es schon immer radikal und hatte sein eigenes Glaubensbekenntnis: "Ich glaube wenig, und das auch nicht ganz." Seit den 1960er Jahren galt er als einer der bekanntesten und für manche auch bedeutendsten Kirchenkritiker in Deutschland. Im Alter von 89 Jahren starb er jetzt in seiner bayerischen Heimatstadt Haßfurt.

Karlheinz Deschner tot: Gegen Gott und Teufel:
Foto: dpa, wdw_gr nar

Deschner wurde mit seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" bekannt. Darin rechnete er mit der "Religion der Nächstenliebe" ab. Der 11. Band "Die Politik der Päpste" erschien im Frühjahr. Weil seine Kraft aber nicht mehr ausreichte, das 1200 Seiten umfassende Werk selbst zu aktualisieren, habe Michael Schmidt-Salomon von der Giordano-Bruno-Stiftung die Darstellung der zweiten Hälfte des Pontifikats von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. übernommen, heißt es im Nachruf der Stiftung.

"Ich schreibe aus Feindschaft. Denn die Geschichte derer, die ich beschreibe, hat mich zu ihrem Feind gemacht", so hatte Deschner einmal seinen Antrieb beschrieben. Im Christentum sah er eine kriminelle Institution, der es nur um Macht geht. Von Anfang an war Deschner ein Außenseiter. Seine Schriften galten als umstritten. Er sei die "Personifikation des aufklärerischen Ärgernisses, ein Stachel im Fleisch der Zeit, an dem sich die Diskussion immer entzünden musste", heißt es in einem Nachruf.

Deschners Bücher mit den nicht selten provokanten Titeln wurden in zwölf Sprachen übersetzt. In den 60er Jahren untersuchte er die Rolle der Kirche im Faschismus. 1974 schrieb er eine "Sexualgeschichte des Christentums". 1991 erschien ein "Anti-Katechismus". Sechs Jahre später kam sein Buch "Oben ohne. Für einen götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt" heraus. Kritiker warfen ihm vor, er arbeite unwissenschaftlich und nutze nur Quellen, die ihm helfen.

(DPA)
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