Dialog mit Gastland China angemahnt Kanzlerin eröffnet Frankfurter Buchmesse

Frankfurt/Main (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse Meinungsfreiheit angemahnt. In Bezug auf den diesjährigen Ehrengast China sagte sie am Dienstagabend: "Es kann, und ich bin sicher, es wird keine Tabus in den Diskussionen geben." Dies sei Kern der Meinungsfreiheit, für die kaum ein Kunstgenre so sehr stehe wie die Literatur.

 Der stellvertretende Chinesische Staastspraesident Xi Jinping, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels Gottfried Honnefelder, von links, bei der Eröffnungsfeier der Buchmesse in Frankfurt am Main.

Der stellvertretende Chinesische Staastspraesident Xi Jinping, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels Gottfried Honnefelder, von links, bei der Eröffnungsfeier der Buchmesse in Frankfurt am Main.

Foto: AP pool, AP

Deutlicher äußerte sich der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder: "Wir vertreten die Meinungsfreiheit als unveräußerliches Grundrecht." Die größte Bücherschau der Welt öffnet am Mittwoch ihre Pforten.

"Bücher bieten ein großartiges freiheitliches Potenzial", sagte Merkel. "Sie stoßen an, sie bieten Reibefläche", sie thematisierten Unterschiede, die eine Diktatur gefährden könnten und eine Demokratie auszeichneten. Sie rief die Besucher der Buchmesse auf, China mit Neugierde zu begegnen. "Nur durch neugieriges Fragen kommt man in eine Diskussion und lernt sich näher kennen."

China: Kulturaustausch beruht auf gegenseitigem Verständnis und Respekt

China wurde durch den stellvertretenden Staatspräsidenten Xi Jinping vertreten. Dieser betonte, dass Kulturaustausch auf gegenseitigem Verständnis und Respekt beruhe und hob dabei die Notwendigkeit der Überwindung von Vorurteilen hervor. Der Ehrengast-Auftritt ermögliche es China, andere Kulturen kennenzulernen, andere Kulturen könnten aber auch China kennenlernen.

Honnefelder rief Xi auf, Verlegern und Autoren in China "die notwendige Freiheit für ihr Tun und Sein" zu gewähren. Meinungsfreiheit sei über alle nationalen Grenzen und kulturellen Unterschiede hinweg gültig. "Wir können dieses Menschenrecht nicht verrechnen und nicht relativieren", sagte er.

Auch Buchmesse-Direktor Juergen Boos hob das Recht auf freie Meinungsäußerung als eines der wichtigsten Grundrechte hervor. Die Buchmesse verstehe sich als Diskussionsplattform mit klaren Regeln, sagte er. "Aber wir sind nicht die Uno. Unser Thema ist die Literatur. Wir können Konflikte aufzeigen, aber wir können sie nicht lösen."

Mehrere hundert der insgesamt 2500 Veranstaltungen auf der Buchmesse, die bis Sonntag dauert, beschäftigen sich mit dem Thema China, neben den von der offiziellen chinesischen Delegation eingeladenen Autoren kommen auch viele Regimekritiker und Exilschriftsteller.

Neue E-Book-Generation wird vorgestellt

Auf der Bücherschau stellen in diesem Jahr 7314 Aussteller aus 100 Ländern in Frankfurt ihre Produkte vor. Die Wirtschaftskrise zollt Tribut: Zwei Prozent weniger Ausstellungsfläche als im Vorjahr sei verkauft worden, sagte Boos. Englischsprachige Verlage hätten Fläche reduziert, aus Osteuropa seien weniger Aussteller gekommen.

Die Buchbranche dagegen trotz der Krise: In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurde ein Umsatzplus von 2,8 Prozent erwirtschaftet, wie Honnefelder sagte.

Schwerpunkthemen der Ausstellung sind neben China wieder einmal die Digitalisierung und damit verbundene Fragen wie Kopierschutz oder Urheberrecht. Die neueste Generation von E-Books soll vorgestellt werden. Prominente Autoren wie Günter Grass, Margaret Atwood, Ulla Hahn, Hakan Nesser oder Leon de Winter werden erwartet.

Die Messe ist von Mittwoch bis Freitag ausschließlich für Fachbesucher geöffnet. Am Samstag und Sonntag hat dann das allgemeine Publikum Zutritt. Insgesamt rechnen die Organisatoren mit knapp 300.000 Besuchern.

Umrahmt wird die Buchmesse von zwei Preisverleihungen: Am Montagabend wurde der Deutsche Buchpreis vergeben, den in diesem Jahr Kathrin Schmidt für ihren Roman "Du stirbst nicht" erhielt. Am Sonntag erhält der italienische Autor Claudio Magris in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Die Buchmesse öffnet ihre Tore ab Mittwoch zunächst für drei Tage nur den Fachbesuchern und am Wochenende dann auch dem breiten Publikum. Auf der Messe werden in diesem Jahr mehr als 7000 Aussteller aus hundert Ländern erwartet, davon allein mehr als 3000 aus Deutschland. Im vergangenen Jahr kamen knapp 300.000 Besucher zur weltgrößten Buchschau. Rund 124.000 Neuerscheinungen werden vorgestellt.

(DDP/felt)
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