Köln Kafkas Roman "Amerika" als Puppenspiel in Köln

Köln · Franz Kafka hat Amerika, nach dem eines seiner drei unvollendeten Romanfragmente benannt ist, nie kennengelernt. Es diente ihm als Folie für eine weitere Variation des Themas vom Geworfensein des Menschen in eine (Um-)Welt, die ihm fremd ist. Der neue Hausregisseur Moritz Sostmann reihte jetzt das Schauspiel Köln ein in die Riege von deutschen Theatern, die den Stoff adaptierten.

Der studierte Puppenspieler fand ein schönes Motiv für den Abstieg der 17-jährigen Hauptfigur in der US-Gesellschaft: Karl Roßmann ist die einzige Puppe auf der Bühne. Meistens wird er geführt von der burschikos zurecht gemachten Magda Lena Schlott, doch er wird auch herumgereicht — andere Figuren spielen ihn mit, so dass seine Fremdbestimmtheit zu Tage tritt.

Eigentlich ist dieser Karl Roßmann kühn und frech, das wird auch im Kölner Spielort deutlich. Die Bühne (Klemens Kühn), die die Ästhetik der Fabrikhalle des Depots aufnimmt, ist anfangs der riesige Schiffskörper, in dem der kleine Karl nach New York gefahren ist. Hier begegnet er dem Heizer, den Bruno Cathomas comichaft verzerrt und deftig gibt. Der Heizer berichtet Karl von der Ungerechtigkeit, die ihm im Maschinenraum von seinem Vorgesetzten widerfahren ist, und er will sich vor dem Kapitän einsetzen. Doch schon aus der Kapitänskajüte kommt er mit einer geknickten Zukunftsvision.

So wie Karl bereits in der ersten Szene der Wind aus den Segeln genommen wird, verliert auch die Inszenierung, die mit den Rollenwechseln der vier Schauspieler auf Tempo angelegt ist, in der Premiere schnell an Fahrt. Etwas gestrafft und besser geölt laufend wird sie bis zum grandiosen finalen Bilderbogen aus dem Naturtheater Oklahoma sicher einmal Spaß machen.

(RP)
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