Jugendlich: B. B. King in Düsseldorf

Aus dem Blues Boy ist ein alter Mann geworden. Einige Besucher sind an diesem Abend in die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf gekommen, weil sie glauben, dass es vielleicht die letzte Chance ist, ihn zu sehen. Doch spätestens, als der 86-jährige B. B. King zum ersten Mal seine Stimme erhebt und "Everyday I Have The Blues" anstimmt, verfliegen solche Gedanken. Auch wenn der Blues-Musiker aus dem Mississippi-Delta das Konzert im Sitzen spielt: Seine Stimme hat seit 1954, als er den Song zum Klassiker machte, noch an Kraft gewonnen. So befeuert ihn das Publikum, als er zum Abschluss mit "When The Saints Go Marchin' In" immer wieder fragt: "Soll ich wiederkommen?"

Dabei war der 1925 geborene B. B. King schon 2005 auf Final Farewell Tour durch Europa. Doch wer sich fragt, warum er sich das Leben auf Tour weiter antut, braucht ihm nur zuzuschauen: Weil er die Musik liebt und weil er sie mit den Menschen teilen will. In seinen Soli pflegt der Musiker, der zu den größten Gitarristen der Welt zählt, einen minimalistischen Stil. Er gleitet langsam die Stufen der Bluestonleiter auf und ab, spürt manchen Tönen sekundenlang nach, lässt sie einfach stehen. Und immer, wenn er Sprünge macht oder Salti schlägt, grinst er gleich in die Menge, will die unmittelbare Reaktion.

B. B. King begreift den Blues als das, was er ursprünglich war: Eine Volksmusik, die man gemeinsam praktiziert. Seine achtköpfige Band besteht teils aus Verwandten, teils aus alten Weggefährten. Eine fantastische Rhythmussektion und eine warme Hammond-Orgel sind die Stützpfeiler. Eine Bläser-Sektion macht jeden Song zur Party. "Guess Who", "The Thrill Is Gone", "See That My Grave Is Kept Clean" – alles Klassiker des B. B. King. Träte er ab, würde ein Stück Musikgeschichte sterben. Aber so weit sind wir noch nicht, so viel ist seit dem Düsseldorfer Auftritt klar.

MAX FLORIAN KÜHLEM

(RP)
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