Jubiläum zum 75. Geburtstag Düsseldorfer Theatermuseum präsentiert seine Schätze
Düsseldorf · 75 Jahre alt ist das Dumont-Lindemann-Archiv, in dem auch die ereignisreiche Theatergeschichte der Stadt bewahrt wird. Zum Jubiläum wird es eine Ausstellung, viele Veranstaltungen und einen Festakt unter freiem Himmel geben.
Mit einem Festakt unter freiem Himmel wird am 1. Juni der 75. Geburtstag des Dumont-Lindemann-Archivs begangen. Das Theatermuseum nutzt dafür die frisch installierte Open-Air-Bühne am Schauspielhaus, was auch dem Wunsch von Museumsleiter Sascha Förster entspricht: das historische Hofgärtnerhaus zu öffnen und in der Mitte der Stadt zu verankern.
Die Besucher erwartet ab 19 Uhr unter anderem eine Einführung in die Geschichte des Archivs, die Performance eines Textes von Louise Dumont – und ein Auftritt von Nicole Heesters. Die Schauspielerin und Louise-Dumont-Topas-Trägerin beleuchtet das künstlerische und soziale Erbe ihrer berühmten Vorgängerin, berichtet von eigenen Berufserfahrungen und wird ein Rezept aus Louises Kochbuch umsetzen, gemeinsam mit Sascha Förster. „Ohne Herd und Kochtopf, dafür mit reichlich Kohlenhydraten und Fett“, kündigt er an. Unschwer lässt sich so auf „Kalter Hund“ tippen. Der Eintritt zum Festakt ist kostenlos, Karten sollten aber reserviert werden.
Die Veranstaltung markiert den Auftakt zum Jubiläumsjahr, das mit allerlei Aktivitäten und Neuheiten aufwartet. Im Zentrum steht die Ausstellung „1904 bis 1947: Wandel zwischen Aufbruch & Archiv“. Sie verweist auf die Gründung des Schauspielhauses durch das Künstler-Ehepaar Gustav Lindemann und Louise Dumont und lässt Düsseldorfs ereignisreiche Theater- und Kulturgeschichte jener Jahre aufleben. In einem überdimensionalen hölzernen Setzkasten werden 42 Exponate präsentiert. Darunter Zinnfiguren aus dem Privatbesitz von Louise Dumont und ihre bauchige Teekanne, deren Spuren auf den Genuss schwarzen Tees hindeuten. Die Herkunft zweier Holzstühle mit geschnitzten Pferdeköpfen aus dem Dumont-Lindemann-Bestand war lange unklar. Jetzt weiß man: Es handelt sich um ein Geschenk der russischen Zarin Alexandra von 1898.
Eine Lebendmaske, wie sie von Louise Dumont gezeigt wird, hatte in der damaligen Theaterarbeit praktische Gründe. An ihr konnte ein aufwendiges Make-up ausprobiert werden, ohne die Geduld der Schauspielerinnen zu strapazieren. „Der Inhalt des Setzkastens ist auf zweierlei Weise attraktiv“, sagt Jubiläums-Kurator Philipp Hanke. „Er lenkt den Blick auf Personen und Objekte – auf Dokumente, Krankenatteste, Bühnenbildentwürfe, Notizen und den Autogrammfächer von Louise Dumont.“
Die Ausstellung wird ab 3. Juni dauerhaft im Theatermuseum zu sehen sein. „Damit kehren wir zu einem Format zurück, das vor 15 Jahren abgeschafft wurde“, erläutert Anne Blankenberg. „Seitdem gab es nur Sonderausstellungen. Mir hat immer etwas gefehlt, schön, dass der alte Brauch wieder aufblüht.“ Das Jubiläum sei bestens geeignet, die Vielfalt des Archivs zu zeigen, das dem Museum 1947 von Gustav Lindemann übereignet wurde. „Mit strengen Worten, wie damit umzugehen sei“, sagt Förster.
Das „Reformtheater Schauspielhaus Düsseldorf“ wurde 1933 geschlossen, sein jüdischer Direktor überlebte die Nazizeit und vervollständigte seine Sammlung, die heute als einzigartiger Schatz betrachtet wird. „Wir sind stolz darauf, dieses unterschätze Archiv endlich ins rechte Licht zu rücken“, bekräftigt er. Einige Rundgänge durch die Sammlung leitet er selbst, etwa eine kostenlose Sonntags-Führung (19. Juni, 15 Uhr) und eine After-Work-Führung mit Ausklang im Café Louise (15. Juni, 18 Uhr, 6 Euro inkl. Eintritt und ein Glas Wein).
Für die kommenden Monate sind weitere Geburtstags-Veranstaltungen in Verbindung mit der Dauerausstellung geplant. Am 9. Juni um 19 Uhr referiert Jasmin Grande von der Heinrich-Heine-Universität zum Thema „Künstlerinnen, Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen in Düsseldorf 1919“. Der Workshop „Open Space: Gestalte dir einen Theaterfächer“ wendet sich an Familien mit Kindern. Er schlägt eine Brücke zu Louise Dumonts Fächer aus Holz, verziert mit zwei Schwalben und geschmückt mit Autogrammen von über 200 Theaterpersönlichkeiten (19. Juni, 15 bis 17 Uhr, kostenlos).