Jim Carrey erbt Pinguine

Ein Geschäftsmann erhält als Erbe seines Vaters mehrere Pakete Pinguine. Die Tiere aus dem Eis bringen das Leben des Mannes, gespielt von Jim Carrey, völlig durcheinander – und lehren ihn, dass Profit nicht alles ist. Eine wunderbar altmodische Komödie, in der Gut und Böse klar verteilt sind.

Er ist ein Profitmacher, dieser Herr Popper, ein silberzüngiger Überredungskünstler im Dienste von New Yorker Immobilienhaien. Anfangs jedenfalls. Denn natürlich wird der von Jim Carrey gespielte Smartie, der Alteigentümern ihre Gebäude abschwatzt, damit brutalere, klobigere, lukrativere Neubauten errichtet werden können, im Laufe des Spielfilms "Mr. Poppers Pinguine" eine große Wandlung durchlaufen.

Diese radikale Änderung der Perspektiven, der Prioritäten und der Werte hat mit dem Vermächtnis eines kaum gekannten Vaters zu tun, mit einem Pinguin, der per Isolierpaket ins New Yorker Schickimicki-Apartment geschickt wird (und dem bald eine weitere, größere Pinguinsendung folgen wird). Dass Poppers Leben von einem Tier durcheinandergebracht wird, von einer zugleich schutzlosen und auf die menschlichen Regeln unbekümmert pfeifenden Kreatur, das ist ein naiv kindlicher Erzählansatz.

Tatsächlich wirkt diese Komödie von Mark Waters wie ein Weihnachtsfilm für die ganze Familie, der sich in den Sommer verirrt hat. Das heißt aber nicht, dass er unter ungnädigen Blicken schnell wegschmilzt. Gewiss, "Mr. Poppers Pinguine" ist oberflächlich und vor allem gegen Ende zu flach und süßlich. Aber ihm gelingen immer wieder nette Szenen, um schlüssig auszudrücken, dass Erfolgsmenschen vielleicht die falschen Werte haben. Poppers Glück, wenn sich der Pinguin mal nicht aufs Parkett, sondern in die Kloschüssel erleichtert, hält mit jedem Geschäftsabschlusshoch mit.

Vor allem aber wird hier in Bildern, ohne große Worte, die Frage nach Kälte und Wärme gestellt. Anfangs nämlich hält Mr. Popper sein Luxusapartment gewiss für einen kosigen Ort. Die Pinguine allerdings haben andere Bedürfnisse als er. Und so werden bald die Fenster geöffnet, der Schnee wird von draußen von der Dachterrasse nach drinnen geschaufelt, und Popper sieht, obwohl er nun in der kalten Wohnung Winterklamotten tragen muss, glücklicher aus als zuvor. Aber egal, wie oft ein Handy ins Bild kommt, egal, ob wir die Klamotten und Autos als moderne Modelle identifizieren können: "Mr. Poppers Pinguine" hat etwas enorm Altmodisches. Und damit ist jetzt nicht gemeint, dass der grimassenstarke Komiker Jim Carrey, der seine große Zeit als Kassenmagnet wohl hinter sich hat, seine Starphase einst als menschliches Gegenüber von Filmtieren begann, 1994 in "Ace Ventura – Pet Detective". "Mr. Poppers Pinguine" weckt Erinnerungen an Hollywoods Produktionen der 30er Jahre. Damals, für ein von der großen Wirtschaftskrise geschütteltes Land, fabelte Hollywood gern von Geldbonzen und Aufsteigern, die ihren Egoismus ablegten und ihre sozialen Verpflichtungen akzeptierten, oft genug vom tapferen Widerstand kleiner Leute gegen ihre Pläne beeindruckt.

Aus den kleinen Leuten sind nun Pinguine geworden, aber wieder erzählt Hollywood (das auch Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre gern das alte Kino der Sozialromantik zitierte) von der Reformierbarkeit der Gierigen. Man muss nicht lange nachdenken, warum "Mr. Poppers Pinguine" von Hollywood gerade jetzt als Wärmeboten aufs Eis geschickt werden. lll

(RP)
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