Jessica Chastain als "Mama" wider Willen

Viele haben sich auf diesen Film gefreut: Hollywoods neuer Star spielt in einem Gruselfilm, der von Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth") produziert wurde. Das Werk erfüllt die hohen Erwartungen indes nicht.

Das ist einer jener Filme, die bereits Monate vor Filmstart im Internet für Furore sorgen. Tatsächlich klingen die technischen Daten gut: Guillermo del Toro, Regisseur des grandiosen Fantasy-Epos "Pans Labyrinth" über die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, produziert das Debüt eines Kollegen, der Ähnliches zur Finanzkrise plant. Del Toro war von einem Kurzfilm des jungen Argentiniers Andres Muschietti so angetan, dass er ihn bat, daraus einen abendfüllenden Spielfilm zu machen. Die Hauptrolle spielt die 35-jährige Jessica Chastain, deren Karriere zwar erst vor zwei Jahren begann, die aber bereits als beste Schauspielerin ihrer Generation gilt und für "Zero Dark Thirty" soeben für einen Oscar nominiert war. Das könnte etwas werden, dachte man.

Der Film kommt nun unter dem Titel "Mama" ins Kino, aber er hält nicht, was er verspricht. Es geht noch gut los: Ein Mann, dessen Firma in den Strudel der Krise gezogen wurde, entführt seine beiden kleinen Töchter. Er ist verzweifelt, er bringt sie in eine Hütte tief im Wald. Er will erst die Mädchen erschießen und dann sich, doch dazu kommt es nicht: Man sieht eine mächtige schwarze Hand, sie hindert den Vater an diesem Verbrechen. Dann wird die Leinwand dunkel.

Die nächste Szene spielt fünf Jahre später. Von den Kindern fehlt noch immer jede Spur, doch ihr Onkel lässt auf eigene Rechnung weiter nach ihnen suchen. Schließlich werden sie gefunden — verwahrlost, verwildert, psychisch angeschlagen und auf eine scheinbar imaginäre Mama fixiert. Von nun an zitiert sich Muschietti durch die Geschichte des Gruselfilms: Käfer und Nachtfalter als Vorboten des Grauens, an- und abschwellende Musik, Traumsequenzen, in denen eine grausame Geschichte aus der Vorzeit erzählt wird. In "Mama" kehren die Toten zurück; um Finanzkrise und Gegenwart geht es längst nicht mehr.

Jessica Chastain spielt die Lebensgefährtin des Onkels, und man erkennt sie zunächst gar nicht. Ihre Augen hat sie mit dickem Strich schwarz umrandet, das rote Haar verbirgt sie unter einer schwarzen Perücke, sie trägt T-Shirts mit Schriftzügen von Bands wie den Misfits. Sie soll ein Punk-Mädchen sein, von Kindern hält sie jedenfalls nicht viel, lieber würde sie in ihrer Band Karriere machen, aber jetzt muss sie sich um die beiden seelisch versehrten Mädchen kümmern.

Man sieht es rasch voraus: Der Horrorfilm wird zum Familiendrama, aus dem Punk eine Mama. Es passieren rätselhafte Unfälle, Chastain lebt bald allein mit den Kindern unter einem Dach — und mit einem Monster. Dieses indes taucht zu oft auf der Leinwand auf, als dass es einen noch gruseln ließe. Überhaupt merkt man dem Film an, dass die Erzählung aufgepumpt wurde. Gerade gegen Ende gibt es einige Längen, und der Schluss sieht aus wie der von "E. T.".

So ist das Beste an dieser Produktion Jessica Chastain. Guillermo del Toro weiß das natürlich, also verpflichtete er die Schauspielerin für seine nächste Regiearbeit. In "Crimson Peak" übernimmt sie die Hauptrolle — es soll eine romantische Geistergeschichte werden. ll

(RP/jco)
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