Büttenrede auf Kardinal Woelki Jeder Jeck ist anders

Kehrt er zurück? Kehrt er nicht zurück? Und was wird aus dem Kölner Dom? Solche Fragen über den Kölner Erzbischof und seinen Amtssitz kann im heiligen Karneval nur der Hoppeditz beantworten. Unser Autor Lothar Schroeder schlüpft in seine Rolle.

 Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Begrüßung des Kölner Karneval-Dreigestirns der Session 2020.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Begrüßung des Kölner Karneval-Dreigestirns der Session 2020.

Foto: Horst Galuschka / imago

Dass jeder Jeck ganz anders ist, 

Gilt als ne alte Weisheit.

Doch wen die Erkenntnis hinterrücks trifft,

Ist manchmal nicht so begeistert.

So kam mir erst kürzlich ganz unkommod

Ein finstrer Traum ins jecke Empfinden,

Als hätt unser Steinhäuser nen Antipod

Und tät auch selbst bald verschwinden.

Der wackre Weihbischof aus unserer Stadt,

Der fünf Monate lang das Erzbistum führte,

Der sorgte sympathisch für nen glatten Cut

Zu dem, was einst dort so passierte.

Saß zuvor nicht ein andrer auf des Bischofs Thron?

Gleich hinten rechts im gotischen Dom?

Nein, nicht die drei Könige, unsere heiligen,

Sondern einer, der tät sich arg beteiligen.

Der ein Gutachten bestellte und es niemandem zeigte,

Ein zweites buchte und dafür noch mehr Geld abzweigte.

Das neue Papier durfte sehen, wer‘s wollte,

Doch das Kirchenvolk über all das nur grollte.

Und grollte und grollte immer lauter, 

Selbst manche Pfarrer waren echt sauer.

Und fanden es mehr als übertrieben,

Dass Kölle einst weilte auf Woelki 7.

Da war auch der Papst im fernen Rom perplex

Und riet dem Erzbischof im heil‘gen Reflex,

Sich eine Weil‘ aus Köln zu absentieren,

Um später als neuer Hirte zu avancieren.

Gesagt, getan, der Aschermittwoch soll’s sein

Die Zeit seiner Rückkehr an den kölschen Rhein.

Doch lässt er sich vorerst nochmals vertreten,

als sei er doch noch nicht ganz so genesen.

Statt seiner gibts einen Brief vom Hirten 

Im Sinne von Fasten, nicht von Bewirten.

Denn ist Aschermittwoch nicht alles vorbei,

Wie rheinische Jecken trällern - dideldumdei?

Und wenn dem so ist, was passiert eigentlich dann?

Stürzt ganz Köln in den christlichen Bann?

Und würde der Dom dann abgetragen Stein für Stein

Und fein verschifft für die Reise abwärts dem Rhein?

Hin zu den viel schöneren Gestaden,

Wo die Menschen sich am Altbier laben,

Wo Heine geboren und Campino wohnt,

Wo schließlich der Landtag in Rhein-Nähe thront?

Irgendwo dort ließ sich ein Plätzchen noch finden

Für das nette Kirchlein mit den zwei hohen Zinnen.

Allerdings ließ sich dann auch nicht verhehlen, 

Dass dem Dom zum Fernsehturm 80 Meter noch fehlen.

Und einen neuen Erzbischof bekäme man auch,

Denn so ist es halt kirchlicher Brauch.

Warum nicht gleich einen von vor Ort,

Dem man glaubt sein gesprochenes Wort?

Steinhäuser ginge probat hier vor Anker,

Selbst seine Frisur ähnelt schon einem Punker.

Residieren würd er im Schlossturm am Rhein

Und spräche Platt statt nobles Latein.

So schließt der Hoppeditz hier seinen kühnen Traum,

Der heller leuchtet als jeder Weihnachtsbaum.

Am Ende bleibt die Klugheit des Narren,

Die wertvoller ist als güldene Barren:

Dass jeder Jeck ganz anders ist, 

Gilt als ne alte Weisheit.

Doch wen die Erkenntnis hinterrücks trifft,

Ist manchmal nicht so begeistert.

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