Wiesbaden Jazz für die ganze Familie: Paul Kuhn wird 85 Jahre alt

Wiesbaden · Vor einigen Jahren kam eine Jazzplatte heraus, deren Cover heutzutage als politisch inkorrekt getadelt würde. Es zeigt einen Raucher mit glimmender Fluppe und imperialen Tränensäcken. Nun, wenig später wurde der Mann herzchirurgisch versorgt, was er so gut überstand, dass er schon bald wieder auftrat. Er ist ja auch nicht wegzudenken. Seit Menschengedenken zählt Paul Kuhn, der heute 85 Jahre alt wird, zu den erhebenden Entertainern des deutschen Musiklebens; was er für das Niveau der Jazz- und Unterhaltungskultur in Deutschland geleistet hat und immer noch leistet, das grenzt ans Unerhörte.

Dem hiesigen Publikum erscheint er seit den frühen 50er Jahren als der frohe Geist, der stets bejaht, ein unermüdlich positiver Klavierarbeiter, Troubadour, Bandleader, Arrangeur, Produzent – und ein Stehaufmännchen. Zwar hat er vor vielen, vielen Jahren in einem Moment der Unachtsamkeit die Existenz von Gerstensaft auf einer pazifischen Inselkette bestritten, was seiner Popularität aber keinen Knick einbrachte, im Gegenteil: Paul Kuhn war und blieb ein Musikus für die ganze Familie, ein Mann, den man nachts um vier an den Konzertflügel setzen kann – er wird spielen, als sitze er schon den ganzen Abend da, die Zigarette im Mundwinkel, die Augenlider auf Halbmast – aber die Phantasie jung wie nie. Leider sieht er mittlerweile sehr schlecht. Spiel's trotzdem noch einmal, Paulchen!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort