Impro-Theaterfestival in Düsseldorf Wie Phönixe aus der Asche

Düsseldorf · Drei Tage lang drehte sich beim Impro-Theater-Festival alles um die Lust am spontanen Spiel. In Workshops und auf der offenen Bühne konnten sich Nachwuchstalente ausprobieren. Zum Abschluss gewann Alexis Kara im Kom(m)ödchen den Wettstreit um den „den goldenen Phön“.

 Die Impro-Fans trafen sich am Samstag in ihrem Hauptquartiert „Pitcher“.

Die Impro-Fans trafen sich am Samstag in ihrem Hauptquartiert „Pitcher“.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Wer hat noch nie Impro-Theater gesehen?“ Eine Frage, die nur wenige am Freitagabend im Partykeller der Jugendherberge in Oberkassel zaghaft die Hand heben lässt. Die Mehrheit im Raum weiß, was kommen wird: Witzig-freche Unterhaltung, die sich dadurch auszeichnet, dass niemand weiß, was kommt und vor allem, ob es dem Publikum gefällt. Es gibt weder Drehbuch noch Requisiten, und selbst die Mitspieler finden sich spontan zusammen.

Nicht nur die Akteure kommen ordentlich ins Schwitzen. Während draußen vom Rhein her eine kühle Brise weht, steigt das Thermometer im Raum mit der Stimmung aller Beteiligten.

Bevor es losgeht, erfahren die „Greenhorns“ noch, wie es in den nächsten rund zwei Stunden weitergeht. Ein Eimerchen wird herumgereicht. „Schreibt auf, welche Spiele ihr gerne sehen wollt“, fordert Tobias Reitz das Publikum auf. Reitz ist Mitorganisator des Festivals und Gründungsmitglied der Düsseldorfer Impro-Theatergruppe „Phönixallee“. Was da kryptisch Spiele genannt wird, sind Stichwörter, die Ausgangspunkt einer Improvisation werden sollen. „Halbwertzeit“ ist so ein Begriff, den drei Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Publikum zu einem Mini-Stück über „Hänsel und Gretel“ umsetzen. Einzige Vorgabe von Moderatorin Christina Arnold: „Die Geschichte soll zehn Jahre nach dem … und sie lebten glücklich und zufrieden bis …“ spielen. Die drei verlegen daraufhin Grimms Märchen in eine heutige Burger-Schmiede. In der gibt es Angebote wie den „Witch deluxe“ oder den „McWitch“ mit Fleisch von „Freilandkindern“ und zum Nachtisch „Lebkuchen-Pommes“.

Der Clou bei der Improvisation ist, dass die Spieler auf Requisiten verzichten und so die Zuschauer pantomimisch in die ungewöhnliche Burger-Braterei versetzen müssen. Da kann es schon mal passieren, dass Gretel aus Versehen hinter den Tresen läuft.

Für akustische Akzente sorgt Christian Thrien, der am Klavier passend zur Szene und Stimmung in die Tasten greift.

Weil die drei Akteure mit ihrer Performance so gut ankommen, gibt es von Christina Arnold eine zusätzliche Challenge: „Das Ganze noch einmal, allerdings doppelt so schnell.“ Wie immer, wenn eine neue Impro gezeigt wird, zählt das Publikum laut ein: „Fünf, Vier, Drei. Zwei. Eins. Los!“ Und wieder packt das Trio auf der Bühne sein Publikum. „Das könnt ihr doch noch schneller oder?“, sagt die „Phönixallee“-Mitgründerin. Klar, können sie und ziehen das Tempo ordentlich an, um ihre Improvisation erneut zu zeigen.

Gefragt nach den Voraussetzungen für Einsteiger in die Impro-Theaterszene, zählt Tobias Reitz auf: „Spontanität, Flexibilität, Schlagfertigkeit und vor allem keine Angst davor zu scheitern“. Er selbst hat 2008 mit dem Impro-Theater angefangen und gemeinsam mit vier Mitstreiterinnen und Mitstreitern die „Phönixallee“ gegründet. „Als kleine Verballhornung der Königsallee und mit Verweis auf den Phoenix, der – wenn es gut läuft – bei einer Improvisation aus der Asche aufsteigt“, verrät er.

Schon zwei Jahre später riefen die Truppe das erste Impro-Theater-Festival ins Leben, an dessen Abschluss jedes Mal „der goldene Phön“ verliehen wird.

Für das Workshop-Programm des Festivals und die offene Session am Eröffnungsabend sind die Theaterbegeisterten zum ersten Mal in der Jugendherberge zu Gast.

Hauptquartier für die Auftritte von „Phönixallee“ ist seit Jahren das Pitcher in Oberbilk. Dorthin pilgern am Samstagabend die Fans, um die Überraschungs-Impro-Show von „The Fab 3“ zu sehen. Dahinter verbergen sich Katharina Butting, Jannis Kaffka und Inbal Lori.

Zum großen Abschluss des Festivals treffen sich alle noch einmal am Sonntagabend im Kom(m)ödchen, um die Crème de la Crème der Szene in Aktion zu sehen und abzufeiern. Profi hin oder her, auch wer schon reichlich Erfahrungen mitbringt, tritt gerne in den Wettstreit um die Gunst des Publikums. Diesmal hat Alexis Kara die Nase vorn und darf den „goldenen Phön“ am Ende des Abends, bei dem reichlich Lachmuskeln strapaziert wurden, in Empfang nehmen.

Die Fans können sich auf eine zwölfte Auflage des Impro-Theater-Festivals 2023 freuen. Dann wird das Theater an der Luegallee für ein Wochenende zum Epizentrum der Szene und vielleicht zum Sprungbrett für Nachwuchstalente auf die große Bühne.

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