Düsseldorf-Festival Beim Düsseldorf Festival besiegt Menschlichkeit die Maschine

Düsseldorf · Beim Düsseldorf festival begeistert die kanadische Artistengruppe „Machine de Cirque“ aus Québec ihr Publikum.

 Machine de Cirque mit großer Akrobaten-Kunst auf dem Einrad.

Machine de Cirque mit großer Akrobaten-Kunst auf dem Einrad.

Foto: Loup-William Théberge

Fünf Männer haben die Apokalypse überlebt. In einer düsteren, bedrohlich wirkenden Welt ist nun eine Maschine zum Mittelpunkt ihres Daseins geworden. Mit ihr reisen sie durch eine hoffnungslose Zeit, auf der Suche nach Leben und Kontakt zu anderen Menschen.

Die Maschine ist ein riesiges Stahlgerüst, das mal als eine Schaukel und ein Klettergerüst, mal als ein Drahtseil oder Sprungbrett dient. Denn die Überlebenden sind allesamt Akrobaten.

Die kanadische Artistengruppe „Machine de Cirque“ aus Québec, die vor fünf Jahren gegründet wurde, zeigte ihre gleichnamige Show am Samstag und Sonntag beim Düsseldorf Festival im Theaterzelt am Burgplatz. Unter der Regie von Vincent Dubé vereinen die Künstler Varieté, Musik und Artistik auf eine komödiantische Art und Weise. Rund neunzig Minuten zeigen Yohann Trépanier, Raphael Dubé, Maxim Laurin, Ugo Dario und Frédéric Lebrasseur eine herausragende Leistung mit reichlich Witz und Selbstironie.

Sie führen waghalsige Choreographien mit Einrädern und Fahrrädern auf, lassen Jonglier-Keulen durch die Luft wirbeln und katapultieren sich gegenseitig so hoch unter die Decke des Theaterzelts, dass das Publikum dann doch den Atem anhält und manche Zuschauer kaum noch hinzuschauen wagen. Dabei gibt Frédéric Lebrasseur eindrucksvoll den Takt an und bestimmt das Tempo. Denn er schafft es mit wenigen Musikinstrumenten und umfunktionierten Requisiten, dem Geschehen auf der Bühne einen treibenden und dramatischen Soundtrack zu verleihen.

Auch das durchweg begeisterte Publikum wird im Theaterzelt in die Show mit einbezogen. Sei es, dass einer der Artisten nach einem Einrad-Kunststück auf dem Schoß einer Zuschauerin landet oder dass ein anderer Artist die erste Reihe mit Handschlag und einem charmanten „Bonjour“ begrüßt. Dies gipfelt dann in einer Szene, in der er eine junge Dame aus dem Publikum zu einem Date auf der Bühne einlädt.

Die fünf Überlebenden halten ihren Zuschauern ironisch den Spiegel vor, wenn sie trotz finsterer Untergangsstimmung Selfies mit einer Polaroidkamera schießen und laut „Cheese“ rufen. Lächeln bis zum bitteren Ende. Höhepunkt der Show ist schließlich ein Männerstriptease. Wobei es den Artisten gelingt, mit weißen Handtüchern und in gekonnter Slapstick-Manier, die Hüllen doch nicht vollständig fallen zu lassen.

Bei all ihren Kunststücken sind die Akrobaten immerzu aufeinander angewiesen. Sie fangen einander auf, halten einander fest und kommen sich gegenseitig zur Hilfe. Damit zeigen sie vor allem eins: es geht immer und irgendwie  nur gemeinsam.

Zum Schluss zieht Frédéric Lebrasseur den Stecker. Nun wirken die Artisten wie befreit, sie liegen sich in den Armen und vollziehen übermütige Luftsprünge, in einer jetzt nicht mehr bedrohlichen, sondern friedlicheren Atmosphäre. Es scheint, als habe der menschliche Zusammenhalt auf der Bühne über die Maschine gesiegt.

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