Legendäre Interpretation Beethoven hebt ab

Wien · Lange vermisst: Hermann Scherchens überwältigende Aufnahme der neun Sinfonien gibt es nun als Box mit acht CDs. Vor allem beeindruckt den Hörer die flammende Interpretation der „Eroica“.

 Beethoven wird oft langweilig dirigiert. Bei Scherchen sitzt man auf der Stuhlkante.

Beethoven wird oft langweilig dirigiert. Bei Scherchen sitzt man auf der Stuhlkante.

Foto: dpa/Oliver Berg

Als ich den Mädchen in der katholischen Jugendgruppe meine erste Beethoven-Sonate vorspielte, warf ich meine Haare wild umher, gab den Titan am Klavier und guckte auch so. Ich wollte grimmiger wirken als Schröder (der introvertierte Pianist in Charlie Browns „Peanuts“), der mit Beethoven alle Herzen gewann. Die Mädchen, die mir zuhörten, fanden mich süß und nannten mich „den kleinen Amadeus“. Bullshit! Mozart, dachte ich, war nett, gepflegt, niedlich. Ich wollte ein Rebell und pathetisch sein. Vom wirklichen Beethoven hatte ich natürlich keine Ahnung. (Von Mozart aber auch nicht.)