Kunstberater in Düsseldorf Betrugsvorwurf: Achenbachs Familie widerspricht Aldi-Erbin

Düsseldorf · Angehörige des Kunstberaters, der in Untersuchungshaft sitzt, wehren sich gegen Betrugsvorwürfe: Berthold Albrecht habe seine Ehefrau im Unklaren lassen wollen.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Der Fall Helge Achenbach (61) scheint komplexer zu sein, als bisher bekannt - und er wird immer skurriler. Wie berichtet, sitzt der Düsseldorfer Kunstberater seit drei Wochen in U-Haft, weil er den Chef von Aldi-Nord, Berthold Albrecht (gestorben 2012), beim Kauf von Kunst und Oldtimern betrogen haben soll. Das behauptet dessen Witwe Babette Albrecht und hat mit einer umfassenden Anzeigeschrift (24 Seiten) die Ermittlungen und die Verhaftung Achenbachs ausgelöst.

Die Staatsanwaltschaft Essen hat gestern bestätigt, dass es Unterlagen gebe, aus denen klar eine Fälschung von Rechnungen des Kunstberaters an Albrecht ersichtlich sei. Sprecherin Anette Milk: "Achenbach hat Rechnungen hochgefälscht." Wenn dem so ist, dann hat er nicht die Differenz zum wahren Preis, sondern auch eine höhere Provision und noch die erhöhte Mehrwertsteuer kassiert. Zudem sei eine Rechnung von Dollar auf Euro umfrisiert worden, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde.

Dem widerspricht die Familie des Inhaftierten. In Absprache mit ihrem Anwalt Thomas Elsner heißt es in einer Stellungnahme: "Grundlage der Geschäfte zwischen Berthold Albrecht und Helge Achenbach waren im Wesentlichen mündliche Vereinbarungen. In einigen wenigen Fällen wurden Schriftstücke auf Wunsch von Berthold so angefertigt, dass die in die Verhandlungen nicht involvierte Ehefrau über den Umfang der mit Helge vereinbarten Vergütung im Unklaren blieb. Berthold Albrecht hatte kein Interesse, seiner Ehefrau einen näheren Einblick zu geben. Eine Manipulation von Originalrechnungen hat nicht stattgefunden."

Dass es solche in Absprache mit dem Kunden frisierten Papiere gebe, hat man der Staatsanwaltschaft wohl auch mitgeteilt. Und reagiert entsprechend empört, weil die nun daraus den Beweis für einen möglichen systematischen Betrug formuliert. Zudem hat sie begonnen, auch wegen Urkundenfälschung zu ermitteln.

Dass die Ehefrau des 2012 verstorbenen Berthold Albrecht mit den Ambitionen ihres Mannes, sowohl eine Kunst- wie eine Oldtimer-Sammlung aufzubauen, nicht einverstanden war, ist aus dem Umfeld der Familie schon früher zu hören gewesen. Albrecht war gewillt, dafür riesige Summen auszugeben und hat das auch getan, was der Ehefrau wohl nicht passte. Zudem soll ihr die mit den Jahren wachsende Freundschaft zwischen Albrecht und Achenbach nicht gepasst habe. Bereits in einer Stellungnahme nach der Verhaftung Achenbachs hatte die Familie Babette Albrecht persönliche Motive unterstellt.

Nach dem Tod des Sohnes eines der Aldi-Gründer mussten sowohl die Kunstwerke wie auch die Oldtimer geschätzt werden. Dazu beauftragte die Erbin Babette Albrecht externe Sachverständige - und durch deren Einschätzung soll sie gemerkt haben, dass zwischen den Summen, die bezahlt wurden, und denen, die ihr Mann ihr genannt hatte, Differenzen existierten.

Für die Erbin ist der Wert der Kunstwerke (Picasso, Kokoschka, Lichtenstein, Richter) und der Oldtimer (Mercedes, Jaguar) jedoch von großer Bedeutung: Je geringer er anzusetzen ist, um niedriger ist die Erbschaftssteuer. Ein Fakt, der Spekulationen auslöst, inwieweit es bei der Beurteilung der Stücke mit rechten Dingen zuging, wie es in Justitzkreisen heißt.

Für den Clan der Albrechts ist die derzeitige Aufmerksamkeit genau das, was sie seit vielen Jahren erfolgreich verhindert haben. Fotos der Firmengründer, Details aus dem Unternehmen drangen nur spärlich nach außen, von der Familie wusste man gar nichts. Dass nun die Schwiegertochter solches Aufsehen erregt, soll familien-intern die eh bestehenden Vorbehalte gegen die 54-Jährige nochmals verstärken. Was sie zu diesem Schritt bewogen hat, ist Beobachtern nicht klar - Geldsorgen können es kaum sein, denn außer einer üppigen Apanage pro Monat dürfte sie durch den Tod ihres Mannes zumindest Teile seiner privaten Vermögens geerbt haben.

Die Staatswaltschaft hat weiter eine Nachricht des Handelsblattes bestätigt, nach dem es einen weiteren Geschädigten gebe. Der Fall werde untersucht, hieß es, bis jetzt gebe es aber nur einen Anfangsverdacht. Bereits kursierende Details über die Identität dieser Person wurden nicht bestätigt.

Nach wie vor ist nicht ganz klar, welcher Schaden eigentlich entstanden ist. Bei grober Einschätzung des Wertes der von Achenbach an Albrecht verkauften oder vermittelten Kunstwerke und Oldtimern kommt man auf einen Gesamtwert von einem "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag", so ein Kenner der Einzelheiten. Demzufolge könnte das Geld, das - berechtigt oder nicht - an Achenbach geflossen ist, sich bei rund 20 Millionen Euro bewegen.

Mit diesen Zahlen konfrontiert, lehnt die Staatsanwaltschaft Essen dazu eine Stellungnahme ab - damit verletze man die Persönlichkeitsrechte des potenziellen Opfers, und das werde man nicht tun.

Der Inhaftierte bekommt derzeit Rückendeckung von anderer Seite: Der Düsseldorfer Unternehmensberater Walter Droege, der gemeinsam mit seiner Frau Hedda im Brahm-Droege, Helge Achenbach und der Mönchengladbacher Familie Viehoff (früher Allkauf) die Sammlung Rheingold aufbaut, mag den Fall Albrecht nicht kommentieren, aber er betont, an der Seriosität Achenbachs keinen Zweifel zu haben, er habe sich stets korrekt verhalten. Und auch bei dieser Sammlung, die bereits mehrfach ausgestellt worden ist, geht es um um sehr große Summen.

(RP)
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