Heinsberg Heinsberg ehrt Künstlerfamilie Begas

Heinsberg · Die größte Sammlung von Werken der Künstlerdynastie präsentiert sich in neuem Rahmen.

Vor fast vier Jahren schloss das altehrwürdige Kreismuseum Heinsberg, um sich neu zu erfinden, wie es die Träger werbewirksam formulieren. Seit kurzem ist das "Begas Haus - Museum für Kunst- und Regionalgeschichte Heinsberg" mit neuem Konzept im rundum sanierten und erweiterten barocken Gebäudeensemble am Fuße des Burg- und Kirchbergs fürs Publikum geöffnet.

Aus dem klassischen Heimatmuseum wurde ein Kunstmuseum, welches das Werk der aus der Region Heinsberg stammenden, später in Berlin heimischen Begas-Künstlerdynastie in den Mittelpunkt stellt und damit zugleich ein Panorama der Kultur- und Kunstgeschichte des "langen" 19. Jahrhunderts zwischen 1810 und 1914 entfaltet, aber auch die Bezüge der Familie zur Region Heinsberg und ihre Geschichte nicht vernachlässigt. Dies alles wird dem Besucher durch eine effektvolle Lichtregie und eine interaktive Präsentation mittels Touchscreens und Audiostationen lebendig vermittelt.

Auf der Suche nach einem Schwerpunkt und eigenständigen Profil des Museums lag der Bezug zu dem in Heinsberg geborenen, späteren königlich-preußischen Hofmaler und Akademieprofessor Carl Joseph Begas d. Ä. (1794-1854), dessen vier Künstler-Söhnen und weiteren Nachkommen nahe. 1967 hatte der damals ehrenamtliche Leiter des Kreismuseums, August Lentz, bereits die Idee zu einem Museum "als Sammelstelle von Werken der Künstlerfamilie Begas", aufbauend auf einigen Ankäufen von Begas-Bildern in den 50er Jahren, darunter die großformatige spätromantische "Lureley" (1835). Sie ist immer noch ein "Star" der Heinsberger Sammlung und verrät Begas' Kontakt zur Düsseldorfer Malerschule.

Unter der hauptberuflichen Museumsleitung von Rita Müllejans-Dickmann wurde die kleine Sammlung seit den 90er Jahren schrittweise ausgebaut und zuletzt um fast 30 Neuerwerbungen und Leihgaben, unter anderem aus der Berliner Nationalgalerie, bereichert. Stiftungen und Sponsoren, maßgeblich die Kreissparkasse Heinsberg, ermöglichten den Ausbau der Sammlung zum "Begas Haus", das nun von Stadt und Kreis Heinsberg getragen wird. Zu den Neuerwerbungen zählen einige lange verloren geglaubte Gemälde Begas d. Ä. wie "Amor und Terpsichore" (Fanny Elßler) und das venezianisch anmutende Genrebild "Die Winzerfamilie". Das Ausstellungskonzept von Müllejans-Dickmann und Kustos Wolfgang Cortjaens führt den Besucher in thematischen Blöcken durch die Sammlung, zeigt Carl Joseph Begas, seine vier Künstlersöhne Reinhold, Carl (Bildhauer), Oscar und Adalbert (Maler) sowie weitere Künstlernachkommen.

Hofkünstler Reinhold Begas (1831-1911), vertreten mit mythologischen Gips-Tondi und Plastiken ("Pan") ebenso wie mit Büsten der Kaiser oder Bismarcks, prägte mit seinen monumentalen Denkmalanlagen das wilhelminische Berlin. Auch deren Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert die Schau.

(RP)
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