Haus der Universität Zeitreise durch die jiddische Sprachgeschichte

„Eine jiddische Geschichte der Ukraine“ erlebten Zuhörer im Haus der Universität. Marion Aptroot nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch 700 Jahre Sprachgeschichte.

 Expertin für jüdische Studien: Dozentin Marion Aptroot.

Expertin für jüdische Studien: Dozentin Marion Aptroot.

Foto: Bußkamp, Thomas/Bußkamp, Thomas (tbu)

Ukrainisch und Russisch, das sind wohl die bekanntesten Sprachen, die in der Ukraine gesprochen werden. Aber auch Jiddisch sprechen dort einige Menschen. Jiddisch ist eine anerkannte Minderheitensprache in der Ukraine. Sie stand im Zentrum eines Vortrags von Marion Aptroot im Haus der Universität. Die Professorin ist Dozentin am Institut für Jüdische Studien an der Heinrich-Heine-Universität. rund zwei Dutzend interessierte Zuhörer folgten der Spezialistin für jiddische Kultur auf eine spannende Zeitreise.

Ihren Ursprung hat die germanische Sprache in Süddeutschland und im Tschechien des Hochmittelalters. Anschließend verteilte sich Jiddisch in Sprachinseln über den ganzen Kontinent. Trotz dialektalen Unterschieden konnten sich so jiddisch sprechende Menschen in ganz Europa untereinander verstehen. Zunächst wurden jiddische Lieder gedruckt. Sie erzählten von politischen Ereignissen, Aufruhren und den Erfahrungen der Menschen, die so mit der Welt geteilt werden konnten.

Trotz der weiten Verbreitung des Jiddischen, galt Hebräisch als Schriftsprache. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert mit der ersten modernen jiddischen Zeitung Ha-Zefira, die dem Jiddischen die Tür zum geschriebenen Wort öffnete. Klassiker großer, jiddischsprachiger Autoren folgten. Ukrainische Schriftsteller, wie Scholem Jankew Abramowitsch erzählten die Geschichten jüdischer Menschen. Besonders bekannt ist wohl die Erzählung „Tewje, der Milchmann von Scholem Alechem“. Die in Kiew spielende Geschichte ist die Vorlage für das bekannte Musical „Der Fiedler auf dem Dach“ von Jerry Bock.

So transportierte das jiddische Wort die Lebensrealitäten der jüdischen Menschen in Osteuropa hinaus in die Welt. Auch heute können sie noch viel verraten über die Geschichte der Juden im Osten Europas, ihr Leben und ihre Geschichten.

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