Quereinsteiger Harry Kupfer provoziert Dörrie und Eichinger

Berlin (rpo). Seine eigenen Opern-Arbeiten sind renommiert, an so manchem Kollegen lässt Harry Kupfer jedoch kein gutes Haar. Im Gegenteil: Theaterfremde Regisseure möchte der Ex-Direktor der Komischen Oper in Berlin nicht in seinem Fach herumfuhrwerken sehen. Von Quereinsteigern hält er nämlich gar nichts.

 Als "starken Tobak" dürften viele Kupfers Äußerungen sehen.

Als "starken Tobak" dürften viele Kupfers Äußerungen sehen.

Foto: ddp, ddp

"Die Dilettanten, die nicht vom Theater kommen, werden doch nur genommen, weil man sich von ihnen einen noch höheren Event-Charakter verspricht", sagt Kupfer. Berufsfremde wie zum Beispiel die Filmregisseure Doris Dörrie und Bernd Eichinger, die in jüngster Zeit Opernarbeiten vorgelegt haben, könnten die Musik nicht lesen. Außerdem interessiere sie die Musik auch gar nicht.

"Die großen Komponisten Mozart, Verdi, Wagner oder Reimann sind doch wesentlich genialer und interessanter als alle Nach-Interpreten", sagte Kupfer. Wenn man sich darüber hinwegsetze, so spreche das für den Dilettantismus. "So einen Unfug schaue ich mir nicht an, dafür ist mir meine Zeit zu schade", fügte er hinzu.

Die neue Interpretation einer Oper basiere immer auf dem gründlichen Studium und Dechiffrieren der Partitur, sagte Kupfer. Jede Ausdrucksmöglichkeit sei von Komponisten wie beispielsweise Wagner genau fixiert. Die Musik sei zwar vieldeutig, so dass man sie unterschiedlich auslegen könnte. "Aber sie ist doch erst mal die Basis für jede Neuinterpretation", sagte Kupfer. Zu einer neuen Lesart komme man dann, wenn man auf die psychologischen Seiten eines Stückes schaue.

Vor allem im Ausland gibt es nach Ansicht Kupfers derzeit interessante Opern-Aufführungen. In England, Spanien, Finnland und Holland könne man noch hochinteressantes Theater erleben, sagte er. In diesen Ländern müssten die Bühnen aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse viel mehr auf der Hut sein, um ihr Publikum zu erreichen.

(afp)
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