Grusel von Walt Disney

Neuauflage "Fright Night"

Wie ausgeschnitten liegt diese Siedlung in der Wüste vor Las Vegas, eine rechteckige Parzelle, bestückt mit Häusern gleicher Bauart. Hier ist noch nichts angewachsen, hier ist noch nichts verwurzelt, hier fällt es gar nicht auf, wenn an der High School mal ein Stuhl leer bleibt. Nur der nervige Ed (Christopher Mintz-Plasse) vermutet Ungeheuerliches, aber wenn er das seinem Ex-Freund und Mitschüler Charley (Anton Yelchin) anvertraut, blockt dieser rigoros ab. Charley will jetzt nämlich zu den Coolen gehören, seiner blonden Freundin (Imogen Poots) imponieren und nicht mehr erinnert werden an die peinliche Vergangenheit als Nerd, in der er und Ed sich als Superhelden verkleideten.

Erst als auch Ed verschwindet, nimmt Charley dessen Verdacht ernst. Und so findet er heraus, was der Zuschauer schon lange weiß: der Nachbar Jerry (Colin Farrell), der seine Fenster blickdicht verhängt hat, ist ein Vampir. Wenn es dämmert, wird er aktiv, flirtet erst mit Charleys Mutter (Toni Colette), geht dann auf die Jagd und schließt seine noch lebende Beute ein.

Colin Farrell gibt in "Fright Night" einen Kerl mit Reißzahnlächeln, der auf diese mickrigen Menschlein herabschaut und mit ihnen spielt wie die Katze mit der Maus. Wenn er aber zubeißt, ist das Spiel vorbei und das Blut spritzt gleichsam in den Saal: Craig Gillespies Remake eines gleichnamigen Horrorfilms von 1985 ist eine 3D-Produktion.

Für einen Film aus den Disney-Studios wagt sich "Fright Night" überhaupt weit vor in Richtung Splatter-Movie, die blutärmere "Twilight"-Serie wird ausdrücklich als Kinderkram verhöhnt. Andererseits mildert Gillespie die Drastik ab und übernimmt die komischen Neben- und Untertöne des Originals, ohne freilich die Grenze zur Parodie zu überschreiten. Die lauernde Kamera, die dämmrigen Räume, die drohend anschwellende Musik: Der Regisseur nutzt die Standardelemente des Genres und variiert sie auch in Tempo und Timing. Die Geschichte ist indes ein Rückfall in die pubertäre Comic-, Horror- und Fantasy-Popkultur.

Die Zielgruppe dieses Films dürfte sich jedenfalls in seinen Adoleszenz- und Loyalitätsproblemen wiedererkennen. lll

(RP)
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