Großer Dirigent: Yakov Kreizberg

Als Yakov Kreizberg im Spätsommer 1988 sein Amt als Generalmusikdirektor des Theaters Krefeld/Mönchengladbach antrat, war er mit 28 Jahren Deutschlands jüngster GMD. Per Geheimtipp war das Theaterkuratorium, das damals einen Nachfolger für Reinhard Schwarz suchte, auf den Senkrechtstarter aus St. Petersburg, der mit 16 in die USA ausgewandert war, aufmerksam geworden.

Das Fusionstheater am Niederrhein holte sich einen Mann ans Dirigentenpult der Niederrheinischen Sinfoniker, der zwar noch Repertoire aufbauen musste, aber von Anfang an starkes Charisma verströmte, der seine Musiker ebenso mitriss wie das Publikum. Die Konzertreihen, die der Halbbruder des Fachkollegen Semyon Bychkov betreute, waren regelmäßig ausverkauft.

Obwohl von vielen Seiten umworben, blieb Kreizberg immerhin sechs Jahre am Niederrhein. Dann ging er an die Komische Oper Berlin. Seine prägnante Zeichengebung forderte den Musikern auch im Operngraben akkurates Spiel und lebhafte dynamische Entfaltung ab. Mozart, Wagner, Janáek, Mahler – dafür brannte dieser Klangkünstler. Zeitgenössische Musikdramen, aber auch die Musik Bachs lagen Kreizberg weniger. In den letzten Jahren war er Chefdirigent des Netherlands Philharmonic Orchestra und des Orchestre Philharmonique de Monte Carlo. Dort ist Yakov Kreizberg jetzt 51-jährig nach schwerer Krankheit gestorben. DIRK RICHERDT

(RP)
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