Kurzkritiken Grandiose Entdeckung von C. Ph. E. Bach

Die Musikwelt hat sich daran gewöhnt, ihn nicht so richtig zur Kenntnis zu nehmen. Er war einer der Bach-Söhne, also ein Schatten des Allergrößten, aber einer der Klassiker war er auch noch nicht. So fristet Carl Philipp Emanuel Bach weiterhin eine Art Zwischenexistenz, zu spät für die eine Epoche, zu jung für die andere. Dabei starb Carl Philipp Emanuel Bach nur drei Jahre vor Mozart. Der große Bach-Sohn war allerdings einer der großen Neuerer der Musikgeschichte.

Seine freizügigen Formverläufe, die wie improvisiert wirkenden, rhapsodischen Erkundungen der musikalischen Umwelt sind einzigartig. Jetzt hat der großartige Pianist Alexei Lubimov beim Label ECM eine stattliche Zahl seiner Klavierwerke eingespielt: Fantasien, Sonaten, Rondos und Solfeggi. Dass C. Ph. E. Bach sozusagen die Kategorie der Freiheit und des Individuellen in der Musik vorangebracht hat, hört man bei dieser CD sofort.

Lubimovs Spiel hat etwas Tastendes, Forschendes, er verlässt sich nicht auf Gesichertes, sondern ist im Labor der Musik unterwegs. Herrlich wie virtuos Lubimov ein historisches Instrument aus der Zeit der Klassik handhabt: einen Tangentenflügel von Späth & Schmahl (Regensburg 1794) in einer Kopie von Chris Maene. w.g.

(RP)
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