Essen / Düsseldorf Geschenk unter Freunden: Ein Auto für Achenbach

Essen / Düsseldorf · Oldtimer-Händler berichteten gestern im Betrugsprozess über ihre Geschäfte mit dem Kunstberater.

Der Zeuge K. kommt leicht ins Plaudern. Vor der Großen Strafkammer des Essener Landgerichts erzählt der Inhaber eines auf Mercedes-Oldtimer spezialisierten Restaurierungsbetriebs ausführlich von den Jahren, in denen er für Berthold Albrecht tätig war, "ein sehr feiner Herr, in allen Bereichen."

Helge Achenbach hatte den schwäbischen Daimler-Spezialisten und den Aldi-Erben bekanntgemacht. Bis dato hatte Achenbach Albrecht nur in Kunst beraten, und als der Kunde sich 2010 auch für Oldtimer interessierte, hatte Achenbach in K. den nötigen Sachverstand gesucht und gefunden.

Das erste Auto kaufte Albrecht gewissermaßen auf die Hand, einen 300 B, "nur für sich zum Fahren", erzählt der Zeuge. Erst später ging es an die echten Raritäten: Ein 380 K, ein Mercedes-Unikat. Sechs Jahre hatte die Restaurierung des Cabrios aus den 1930ern gedauert, 4,5 Millionen Euro habe er dafür haben wollen. Aber der Herr Achenbach, sagt der Zeuge in schwäbischem Singsang, habe von Anfang an klargemacht: "Wenn wir ins Geschäft kommen wollen, müssen wir günstig sein." Das sei schon "nervig" gewesen, doch am Ende saß der Zeuge neben Berthold Albrecht, als der bei der weltberühmten Oldtimer-Show in Pebble Beach mit eben jenem, um eine Million heruntergehandelten 380 K aufs Siegerpodest rollte. "Der Olymp der Restauratoren", sagt der Zeuge stolz und zeigt den für den Kunden gefertigten Bildband: "Sehen Sie, auch Frau Albrecht hat es prächtig gefallen."

Natürlich geht es dem Gericht ums Geld. Da wird der unüberhörbar schwäbische Zeuge wortkarg. Ja, die Provisionen, die er bei allen sieben Wagen berechnete, die er Albrecht verkaufte, war hoch. Aber "wir sind ein Geschäft, wir müssen verdienen". Dass er den Gewinn mit Achenbach teilte, habe Berthold Albrecht gewusst. Die Höhe? Ging den Kunden nichts an.

Dass Albrecht und Achenbach Freunde waren, stand für K., der selbst mit Albrecht auf vertrautem Fuß gestanden habe, außer Zweifel. Früh in der Geschäftsbeziehung habe Albrecht gebeten, "für meinen Freund Achenbach" ein Auto aus dessen Geburtsjahr zu suchen - als Geschenk. Das Cabrio von 1952 kostete 150 000 Euro. "Sie haben zusammen viele schöne Touren gemacht", sagt K., dessen Geschäfte mit Albrecht nicht Gegenstand der Anklage gegen Achenbach sind. Der hatte nach zwei Jahren die Geschäftsbeziehung mit K. stark reduziert, stattdessen einen Oldtimer-Spezialisten von Mercedes für die Berenberg Art Advice angeheuert.

Auch der war als Zeuge geladen, hatte einen Anwalt dabei, und gab sich äußerst vorsichtig. Immerhin hat er mit Achenbach zwei Firmen gemeinsam gegründet, für mindestens eine hat Achenbach dem Zeugen für dessen Gesellschaftsanteil ein Darlehen gewährt. Und er hat, während er als Angestellter der Berenberg Art Advice ein Bruttogehalt von 15 000 Euro erhielt, viel Zeit in die Betreuung von Albrechts Oldtimern investiert. Albrecht aber war gar kein Kunde der Berenberg-Firma, sondern kaufte nur über Achenbachs Unternehmen. Der habe das "irgendwie" mit der Bank verrechnet, sagte der Zeuge.

Bei seiner Befragung wird deutlich, wie kompliziert die Achenbachschen Firmenfinanzen sind. So hatte etwa sein Gastro-Unternehmen "Monkey's" seiner Kunstberatung "State of the Art" hohe sechsstellige Beträge in Rechnung gestellt - für "Tätigkeit bei der Vermittlung" einiger Oldtimer. Doch laut dem Zeugen - der die Autos vermittelte - gab es keine solche Tätigkeit.

"War das ein reales Geschäft oder diente das der Generierung von Betriebsausgaben?", fragt der Vorsitzende spontan in Richtung Anklagebank. Achenbachs Antwort steht noch aus.

(RP)
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