Neuss Gebaute Bilder auf der Neusser Raketenstation

Neuss · Immer noch wird er "Japanraum" genannt, aber was dort nun zu sehen ist, könnte keinen größeren Kontrast zu den bisher gezeigten jahrhundertealten Kunstwerken aus Fernost bilden. Eine pulverbeschichtete Autotür, ein schwarzer Einkaufskorb, zu Klumpen gepresst und in Plexiglaskästen montiert, sind die markanten Zeugen für eine neue Ausstellungspolitik der Langen Foundation auf der Neusser Raketenstation.

Solange in den beiden großen Sälen eine "Hommage an Marianne Langen" mit Werken aus den eigenen Sammlungen Klassische Moderne und asiatische Kunst an die Stiftungsgründerin erinnert (bis Dezember), wird der Japanraum zum Ort für zeitgenössische Kunst. Und zur großen Herausforderung für jeden, der diesen 46 Meter langen und fünf Meter breiten Raum bespielen soll.

Für den Auftakt hat die Kuratorin der Stiftung, Christiane Maria Schneider, indes gleich den Richtigen gefunden. Denn dass Jan Albers, Künstler aus Düsseldorf mit Akademiebrief von Jan Dibbets, tatsächlich "ein Spezialist darin ist, in Räume einzugreifen", beweist er mit seiner Schau unter dem programmatischen Titel "parcOurs mOrtale". Die langen Wände hat er in grau getönte Felder unterteilt, in die er seine Werke auf eine Weise anordnet, die den Betrachter regelrecht von einem zum nächsten schubst. Und nebenbei gibt Albers dem Raum eine ungeahnte Breite.

Der 40-Jährige zeigt Bilder, die zwar wie solche wirken, genau genommen aber keine sind. Denn er malt oder zeichnet nicht (höchstens als Vorlage), sondern baut sie zusammen. Aus Materialien, die er häufig aus dem Baumarkt holt und die meistens erst einen Prozess der Zerstörung durchlaufen, bevor er sie neu ordnet und zusammensetzt, "dass es hält und auszustellen ist", wie er sagt. Dabei schafft er Objekte, deren Flächen doch wie Malerei wirken. "Ich mag es, wenn man Dinge tut, die nicht erwartet werden", sagt Albers und narrt die Wahrnehmung, wenn sich etwa aus ineinander geflochtenen, mit Blattgold, Acryl, Kupfer und Keramik bearbeiteten Papierstreifen das Wort "feedme" herausschält. Jedes seiner Werke strahlt eine Vitalität aus, die den handwerklichen Entstehungsprozess spiegelt und zugleich den Raum erfüllt. Dort, wo japanische Rollbilder oder Buddha-Statuen bislang eine Atmosphäre der Stille und Meditation verbreiteten, vibriert die Luft vor Lebendigkeit.

Info Raketenstation Neuss-Holzheim, bis 24. Juni, Katalog 39, 90 Euro

(RP)
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