Düsseldorf/London Fritschs blauer "Cock" erheitert Briten

Düsseldorf/London · Marion Ackermann über die Enthüllung der Skulptur am Trafalgar Square.

Es ist erneut ein internationaler Triumph für die Düsseldorfer Kunstszene: Als gestern früh in London Katharina Fritschs blauer Hahn "Cock" enthüllt wurde, brandete Beifall von Hunderten Zuschauern auf. Internationale TV-Teams hielten den Moment fest, als schwarzgekleidete Männer die ebenfalls schwarzen, im Wind stark flatternden Tücher von der fünf Meter hohen Plastik zogen. Auch Marion Ackermann, die Direktorin der Kunstsammlung NRW, war vor Ort. Sie beschreibt die feierliche Zeremonie mit Londons Bürgermeister Boris Johnson als "magisches Ereignis". Sogleich hätte die Hahn-Skulptur der in Düsseldorf lebenden und lehrenden Bildhauerin den Platz für sich eingenommen und sich unter den steinernen Helden auf den drei anderen Sockeln am Trafalgar behauptet.

Unglaublich strahlend sei das Blau, sagte Ackermann, ein bisschen heller als das berühmte Blau des Yves Klein. Durch die matte Monochromie der Plastik wirke sie zwischen Lord Nelson und den anderen Helden zunächst wie ein Fremdkörper. Andererseits entfalte sie vom ersten Augenblick an eine Selbstverständlichkeit. Der Hahn ist als bekanntes Tier Identifikationsobjekt, bedeutungsvoll und anspielungsreich. Mit gewohnt leisem Sarkasmus hat die 57-jährige Künstlerin ihren Auftrag vollendet, der aus einem internationalen Wettbewerb hervorging. Mit ihren überlebensgroßen Plastiken wie "Mann und Maus", ihren Madonnen und Tieren in intensiven Farben, hat Fritsch internationalen Ruhm erlangt, auf der Terrasse des New Yorker Museum of Modern Art ist als Dauerausstellung eine Gesellschaft von Fritsch-Skulpturen aufgebaut.

Der ultramarinblaue Hahn soll ein Symbol für Erneuerung, Aufbruch und Stärke sein, sagt Fritsch, und er soll die graue Architektur des Platzes aufhellen. Auch nimmt er Bezug zu der von Männern beherrschten britischen Gesellschaft, – die Briten quittierten dies mit Heiterkeit.

Bei der Enthüllung der Plastik lobte Bürgermeister Johnson das fantastische Werk, das 18 Monate stehen bleibt. Es ist schon jetzt der Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Marion Ackermann erlebte den ersten Tag des Hahns im Wechselspiel der Himmelsfarben, "darin entfaltet sich seine ganze Farbigkeit", berichtete sie am Telefon. "In der grellen Sonne hat das Blau den Effekt einer Leuchtfarbe."

(RP)
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