Bonn Fleck verlässt die Bundeskunsthalle

Bonn · Der Intendant der Bundeskunsthalle in Bonn, Robert Fleck, wird Ende nächsten Jahres die Leitung des Hauses aufgeben. Schon mehrfach hat er Kritik auf sich gezogen. Jetzt sind die Umstände in den Blick gerückt, unter denen die Anselm-Kiefer-Ausstellung zustande kam.

Die Nachricht, Robert Fleck, seit 2009 Intendant der Bundeskunsthalle, werde seine Tätigkeit Ende 2013 beenden, ist keine Überraschung. Schon seit langem stand nicht nur für seinen Arbeitgeber fest, dass nach vier Jahren für ihn Schluss sein würde in Bonn. Fleck, bereits jetzt Dozent an der Kunstakademie Düsseldorf, soll dort als Professor für Kunstgeschichte und gleichzeitig als Leiter der Akademie-Galerie die Nachfolge von Siegfried Gohr antreten, der dann in den Ruhestand wechselt. Das ist zwar noch nicht beschlossen, gilt aber als sicher.

Vor diesem Hintergrund erscheint es als nicht gar so aufregend, dass Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) gestern mitteilen ließ, der Vertrag werde nicht verlängert. Der Minister reagierte mit dieser vorzeitigen Veröffentlichung lediglich auf die Kritik, mit der sich Fleck seit längerer Zeit konfrontiert sieht und die jetzt in dem Vorwurf gipfelte, die soeben eröffnete Ausstellung mit Werken Anselm Kiefers aus der Duisburger Sammlung Grothe protegiere diesen "umstrittenen Sammler".

Nicht alle Vorwürfe, die jetzt die "Süddeutsche Zeitung" erhob und die kurz darauf die "Frankfurter Allgemeine" wiederholte, sind stichhaltig. Unbestritten ist die Vorgeschichte: Fleck hatte von vornherein Schwierigkeiten, in die Fußstapfen seines Vorvorgängers Wenzel Jacob zu treten, der über eine Finanzaffäre stolperte.

Als Christoph Vitali, einst Direktor der Kunsthalle Schirn in Frankfurt, und zwei Jahre später Fleck die Leitung des Hauses übernahmen, schien die glücklichste Zeit der Bundeskunsthalle bereits vorüber zu sein. Die Besucherzahlen waren rückläufig, im Zusammenhang mit einer Modigliani-Ausstellung wurden Zweifel an der Echtheit einiger Werke laut (was sich aber nicht erhärtete), einer Liebermann-Retrospektive fehlten wichtige Werke, und ein Gastspiel des Londoner Victoria & Albert Museums erfüllte das Versprechen seines Titels kaum: Statt "Kunst und Design für alle" bot sie viel Pomp von anno dazumal und enttäuschend wenig Design der Gegenwart.

Die jüngste Kritik entzündete sich an den Umständen, unter denen eine Ausstellung zum Werk Anselm Kiefers zustande kam. Und als genügte das noch nicht, Fleck zum nächstmöglichen Zeitpunkt aus dem Amt zu fegen, stellte diese Kritik gleich noch die Arbeit eines der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart in Frage. Nein, unwichtig ist die Bonner Ausstellung keineswegs. Auch spricht nicht gegen sie, dass sie in unterschiedlichen Teilen bereits in zwei anderen, entlegenen Museen zu sehen war. Kritisieren mag man dagegen, dass ihre Werke ausschließlich aus einer Privatsammlung stammen: derjenigen von Hans Grothe. Doch soll man auf eine Kiefer-Ausstellung verzichten, nur weil die wichtigsten Werke sich nun einmal in privater Hand befinden? Selbstverständlich steigert Grothe den Wert seiner Kollektion, indem er sie an prominentem Ort zeigt, und selbstverständlich besteht die Gefahr, dass er sie eines Tages mit Gewinn veräußert, wie er seinerzeit mit Fotografien von Andreas Gursky und Thomas Struth verfuhr. Die hatte er dem Kunstmuseum Bonn als Leihgaben überlassen und dann überraschend versteigert.

Sollen deshalb aber öffentliche Museen und Kunsthallen auf größere Konvolute von Leihgaben verzichten und den Besuchern bedeutende Kunst vorenthalten? Wer so puristisch denkt, müsste auch die Präsentationen der "Sammlung Rheingold" verbieten, einer privaten Kollektion zeitgenössischer Kunst, die der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach in Zusammenarbeit mit fünf bedeutenden Ausstellungshäusern im Rheinland aufbaut und dort in wechselnden Ausschnitten zeigt.

Wesentlich zielt die Kritik an der Kiefer-Schau auf eine bereits mehr als zehn Jahre zurückliegende Vorgeschichte. Damals hatte Walter Smerling, Grothes Berater, mit seiner "Stiftung für Kunst und Kultur" die Bundeskunsthalle und das benachbarte Kunstmuseum Bonn zu einer Ausstellung "Zeitwenden" überredet. Diese Schau blieb weit hinter ihrem Anspruch zurück und lockte nur wenige Zuschauer an. Im Kunstmuseum verursachte sie ein solch hohes Defizit, dass das Haus ein Bild von Georg Baselitz verkaufen musste. Wer jetzt aber das Kunstmuseum als Opfer betrachtet, der vergisst, dass der damalige Direktor Dieter Ronte derjenige war, der sich zu dem Abenteuer hatte überreden lassen. Im Übrigen scheint es, als ziele die Kampagne gegen Grothe und Fleck in Wahrheit darauf, den Jahresetat der Bundeskunsthalle in Höhe von 20 Millionen Euro auf längere Sicht nach Berlin zu überführen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort