Filmmuseum Düsseldorf präsentiert Satyajit Ray Die Emotionen der kleinen Leute

Düsseldorf · Das Filmmuseum Düsseldorf zeigt in einer Werkschau noch bis 26. April ausgewählte Filme des bedeutenden indischen Regisseurs Satyajit Ray.

 Szene aus Satyajit Rays Film „Charulata - die einsame Frau" aus dem Jahr 1964.

Szene aus Satyajit Rays Film „Charulata - die einsame Frau" aus dem Jahr 1964.

Foto: Filmmuseum Düsseldorf

Das Filmmuseum Düsseldorf widmet den kommenden Monat einem Vorreiter des modernen Kinos: Bis 26. April werden dort ausgewählte Filme des indischen Regisseurs Satyajit Ray gezeigt.

Kuratiert wurde eine Vielfalt seiner Filme, bei denen er meist auch am Schnitt beteiligt war oder die Musik verantwortete. All das lief Hand in Hand, denn Ray war als Filmemacher dafür bekannt, viele der Bearbeitungsprozesse seiner Filme selbst zu dirigieren. Von der Gestaltung der Filmplakate über das Casting bis zum Dreh – Satyajit Ray genoss es, an allem mitzuwirken. Szenen wurden teilweise über Jahre geplant, Takes waren dann schnell im Kasten. Dadurch wurde Ray auch zu einem besonders effektiven Regisseur.

Wegweisend für das moderne indische Kino gilt sein Debüt „Apus Weg ins Leben: Auf der Straße“ von 1955, besser bekannt als „Pather Panchali“. Die bitterarme Familie rund um den kleinen Apu wird nicht nur von extremen Geldsorgen überschattet, sondern auch von zwischenmenschlichen Konflikten. Der Film gilt als eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte, und zwar nicht nur in Indien.

Was seine Filme ausmacht, sind die authentischen Darstellungen der Figuren, die oft von Laien gespielt werden. Gedreht wurde meist auf offener Straße, wo sich zum Teil auch Schaulustige versammelten und so Teil der Filme wurden. Statt phänomenaler Kulissen sollten die Emotionen der Menschen in den Vordergrund rücken. Abgründe werden unverblümt gezeigt.

Rays Plan ging auf, seine Filme sind zu gutem Wein geworden, der lange nach der Abfüllung einen besonderen Charakter entwickelt. Inspiration für diesen Neorealismus fand Ray seinerzeit im französischen und italienischen Kino. Dazu hatte er immerhin Zugang, als Sohn und Enkel in einer einflussreichen indischen Künstlerfamilie.

Satyajit Ray starb am 23. April 1992 in seiner Geburtsstadt Kolkata. Letztes Jahr wäre er 100 geworden. Martin Scorsese sagte einmal, er nehme Rays Filme überall mit hin, um sich auf sie zu besinnen, wenn er den Durchblick verloren habe. Sein japanischer Kollege Akira Kurosawa sagte über Ray: „Das Kino von Ray nicht gesehen zu haben, bedeutet, in dieser Welt weder Sonne noch Mond gesehen zu haben.“

Info Vom 1. bis 26. April wird die Filmreihe „Satyajit Ray – Urvater des modernen indischen Kinos“ im Filmmuseum Düsseldorf präsentiert. Schulstraße 4, der Eintritt kostet sieben Euro. Internet: www.duesseldorf.de/filmmuseum

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