50. Jahrestag von Humphrey Bogart Zum Küssen auf den Hocker

Beverlyhills (RPO). Vor 50 Jahren starb in Beverly Hills der Schauspieler Humphrey Bogart. Er war klein, lispelte - und war doch einer der Giganten der Filmgeschichte. Zunächst spielte er Schurken, dann aber auch Helden.

Der Mann trug den berühmten Trenchcoat genauso lässig wie das weiße Dinnerjacket. Genauso lässig wechselte er die Rollen oder die Seiten der Gerechtigkeit: mal Gangster, mal deren Verfolger. Er war so klein, dass er sich beim Filmkuss mitunter auf ein Höckerchen stellen musste. Wenn er nachdenken musste, zupfte er sich am Ohrläppchen. Sein Lispeln - wegen einer schlecht verheilten Lippenverletzung - brachte ihm schon in der Schule viel Spott ein.

Humphrey Bogart (am 14. Januar 1957 an Speiseröhrenkrebs gestorben) wuchs im gutbürgerlichen Elternhaus auf und flog dennoch wegen schlechten Betragens 1918 von der High School - ohne Abschluss. Er ging zur Marine, wurde aber im Ersten Weltkrieg nicht mehr eingesetzt. Anfang der 20er Jahre begann Bogart am Broadway als Schauspieler, war aber auch Inspizient und Geräuschspezialist.

In Hollywood, das wegen eines Broadway-Erfolgs auf ihn aufmerksam wurde, spielte er zunächst sehr erfolgreich Gangsterrollen. Er musste regelmäßig auf den elektrischen Stuhl und wurde zu mehreren Jahrhunderten Zwangsarbeit verurteilt.

Durchbruch mit "Der Malteser Falke"

Doch Studiochef Jack Warner wollte ihn nicht als Star aufkommen lassen und besetzte die attraktivsten Rollen mit den Gangstern vom Dienst, also Edward G. Robinson, James Cagney und George Raft. Seinen Durchbruch erlebte Bogart, als sowohl Cagney als auch Raft die Rolle des Privatdetektivs Sam Spade in John Hustons Krimi "Der Malteser Falke" nach dem Roman Dashiel Hammetts ablehnten. Der sensationelle Film mit Mary Astor als Mörderin und Peter Lorre als parfümiertem Joel Cairo ebnete ihm den Weg vom Gangster zur positiven Figur.

Die er dann an der Seite Ingrid Bergmans in "Casablanca" von Michael Curtiz, 1943, überzeugend einnahm. Der Film wurde auch deshalb ein Kassenerfolg, weil kurz zuvor die Alliierten-Konferenz Casablanca berühmt gemacht hatte. Witz am Rande: Eigentlich hätte Ronald Reagan Bogarts Rolle spielen sollen, aber Warner beschloss, den Etat vom B- zum A-Movie aufzustocken.

Bei Howard Hawks' Hemingway-Verfilmung "Haben und Nichthaben" (1944), einem politischen Hafendrama, lernte er die wunderschöne Lauren Bacall, seine spätere Frau, kennen - es war ihre erste Hauptrolle. Bacall war auch wieder dabei in Hawks' "Tote schlafen fest" nach Chandler - einem Film, den man auch nach wiederholtem Sehen (und der Buch-Lektüre) nicht restlos kapiert. Doch: Die Atmosphäre der undurchdringlichen Bedrohlichkeit ist alles in diesem sehr schwarzen Film.

Kein Sinn für Romantik

Gewiss ist der Filmschauspieler Humphrey Bogart ein "Mythos". Aber lediglich im Sinne von Berühmtheit oder Klasse. Der Begriff "Mythos" passt auf ihn insofern nicht, weil darin immer etwas Metaphysisches, Übersinnliches mitschwingt - und das trifft auf Bogart überhaupt nicht zu. Er war ein handfester, erdiger, irdischer Kerl; Romantik lag ihm ziemlich fern. Religiosität auch - obwohl er schon mal einen Pfarrer spielte. Doch auch das nur in Verkleidung: In einer Soutane floh er da im Krieg durch China ("Die linke Hand Gottes", 1955). Typisch Bogart.

Höchst charmant waren er und Audrey Hepburn in dem geradezu klassischen Liebesfilm "Sabrina" (der zum Teil in Paris spielt). Kratzbürstig waren sowohl Katharine Hepburn wie auch Bogart in Hustons "The African Queen"; für seine Rolle bekam Bogart 1952 den "Oscar". Ein packendes Psychodrama wurde "Die Caine war ihr Schicksal" um einen neurotischen Navy-Kapitän, gegen den die Mannschaft meutert. In "Schmutziger Lorbeer" um Korruption im Boxgeschäft war er noch einmal der Gangster. Ein letztes Mal. Sein letzter Film (1956). Er wurde nur 57 Jahre alt. Die schöne Witwe Lauren Bacall dreht noch heute.

(RP)
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