Bitterböse Komödie aus der digitalen Beziehungswelt

"#Zeitgeist" heißt der neue Ensemblefilm von Regisseur Jason Reitman ("Juno", "Up in the Air") in Deutschland, in den USA lief er unter dem Titel "Men, Women & Children", wie der gleichnamige Kultroman von Chad Kultgen. Beides passt, denn es geht um Männer, Frauen und Kinder im Zeitalter der digitalen Kommunikation.

"Zeitgeist": Es geht um Menschen im Zeitalter der digitalen Kommunikation
Foto: dpa, ImY

Reitman hätte seine bitterböse Tragikomödie, die mehr zum Nachdenken als zum Lachen bringt, auch "Liebe, Sex und Freundschaft" nennen können. Er stellt sieben Familien in einer Vorstadt in Texas mit ihren Beziehungsproblemen, Wünschen und Ängsten vor, unter dem ständigen Bombardement von SMS-Botschaften, Online-Pornos, Videospielen und Internetüberwachung.

Jennifer Garner, stellt in "#Zeitgeist" ihrer 15-jährigen Tochter Brandy auf Schritt und Tritt nach. Um den Teenager zu beschützen, verlangt sie von Brandy alle Passwörter, überwacht ihr Handy und kontrolliert eingegangene Anrufe. Dem Mädchen gelingt es dennoch, sich heimlich mit Tim (Ansel Elgort aus "Das Schicksal ist ein mieser Verräter") zu treffen. Seine Mutter hat die Familie verlassen und sich neu verlobt, wie er zufällig auf Facebook erfährt. Er flüchtet sich in Videospiele, sein Vater Kent (Dean Norris aus "Breaking Bad") tröstet sich mit der gefrusteten Single-Mutter Donna (Judy Greer), die ihre hübsche Tochter mit heißen Fotos auf einer Webseite als angehende Schauspielerin vermarktet.

Da sind auch noch die Eheleute Don (Adam Sandler) und Helen (Rosemarie DeWitt), die kaum noch Sex miteinander haben. Er bedient sich bei Online-Pornos, sie probiert heimlich einen Dating-Service. Auf der Suche nach echtem Kontakt lebt man aneinander vorbei. Die digitalen Möglichkeiten machen das Miteinander nicht leichter.

Diese Message bringt Reitman mit seiner hochkarätigen Ensemblebesetzung unterhaltsam, mitunter provozierend und auch nachdenklich an den Mann. Weniger wäre allerdings mehr gewesen. Er packt zu viele Stränge in die Story, statt bei den Hauptfiguren etwas tiefer zu gehen.

(dpa)
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