Doku porträtiert Doppelgänger Wie Frau Knoll zur Kanzlerin wurde

Berlin · Eine bizarre Doku beobachtet Doppelgänger von Prominenten. So besonders ähnlich sind diese Menschen ihren Vorbildern gar nicht. Dafür aber umso überzeugter von sich selbst. Im Fokus steht unter anderem Susanne Knoll, Hausfrau aus Lübeck. Erstmals auf ihre Ähnlichkeit angesprochen, empfand sie das wie einen Schlag ins Gesicht.

Szenenbilder aus "Doppelleben"
13 Bilder

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Mit einem verunglückten Haarschnitt und einem Polterabend fing alles an. Auf der besagten Feier wurde Susanne Knoll als Doppelgängerin von Angela Merkel entdeckt. Ihr Leben veränderte sich daraufhin von Grund auf.

Die latent depressive Mutter erhielt plötzlich Einladungen aus aller Welt. Überall sollte sie als Kanzlerin auftreten und zu den Menschen sprechen. Knoll schöpfte aus ihrer Rolle neuen Lebensmut. Der Film zeigt auf, wie sie in ihr neues Ich hineinwuchs. Sie habe vieles von Merkel gelernt, erzählt sie.

Sie ist nicht die einzige Merkel-Doppelgängerin. In einem beschaulichen Dorf in Baden-Württemberg lebt mit Marianne Schätzle ein weiteres Ebenbild der CDU-Politikerin.

Nach seiner kontrovers diskutierten Dokumentation "Der entsorgte Vater" widmet sich Filmemacher Douglas Wolfsperger diesmal einem vermeintlich leichteren Thema. "Doppelleben" zeigt, wie die zwei Merkel-Doubles zu ihrer Berufung fanden, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereiten und wie die optische Ähnlichkeit ihren Alltag beeinflusst. Als Dritter im Bunde gesellt sich am Rande der Leipziger Lothar Wunderlich, aus sicherer Distanz ein Ebenbild des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, hinzu.

Doppelgänger als Geschäftsmodell

Wolfsperger interessiert sich in seiner Dokumentation allerdings nicht allein für die Menschen hinter den bekannten Fassaden. Er befasst sich ebenso ausführlich mit dem Geschäftsmodell Doppelgänger.

Seinen Fokus richtet er dabei vor allem auf Knoll, dem vermutlich berühmtesten Politikerdouble der Gegenwart. Wolfsperger zeigt, wie Knoll schon nach kurzer Zeit ihren Entdecker verließ, um sich fortan von der Agentur von Jochen Florstedt vermarkten zu lassen.

Und er erzählt von den Animositäten zwischen den beiden Doppelgängerinnen Knoll und Schätzle. "Wenn plötzlich eine Person kommt, die an den Erfolg einer anderen Person anknüpfen möchte, dann kann das nie gut sein", sagt Knoll. "Mir wäre es natürlich auch lieber, wenn ich das Monopol hätte, aber das hat man ja nie", kontert Schätzle.

Der Erfolg ist endlich

"Doppelleben" schildert auf interessante Weise, dass auch Doppelgänger den marktüblichen Gesetzen der Entertainmentbranche unterliegen. Der Erfolg ist endlich. "Niemand fragt nach toten Politikern", erklärt Künstleragent Florstedt. Er ermahnt seine Doppelgänger daher, auf dem Boden zu bleiben. Der Tod oder die Abwahl des Originals bedeutet zumeist auch das Ende der Double-Karriere. Von wenigen Ausnahmen wie Erich Honecker einmal abgesehen.

Interessant sind auch die Ansichten der Doubles über ihren ungewöhnlichen Nebenjob. Knoll sieht sich beispielsweise im Auftrag des Originals unterwegs. Immerhin habe sie als Merkel schon vor wichtigen Funktionären gesprochen.

Irreale Momente

Fast unwahrscheinlich erscheint der erste öffentliche Auftritt der falschen Angela Merkel in Berlin. Ein großes Energieunternehmen habe sie gebucht, erzählt Knoll. "Alle Gäste gingen davon aus, dass Merkel erscheint." Für ihre Rede habe es tosenden Applaus gegeben. "Niemand hat es gemerkt." Eine Assistentin habe dann geflüstert: Können Sie noch ein bisschen weiterspielen? "Die Herren kamen dann in Grüppchen - ich stand da und unterhielt mich plötzlich über Energiepolitik", sagt das Ex-Double.

Gemeinsam ist allen porträtierten Doppelgänger zudem ein gewisser Respekt vor dem Leben oder zumindest vor der Leistung des Originals.

Bei Knoll geht das sogar so weit, dass sie inzwischen eine eigene Politkarriere anstrebt. Für die Lübecker Bürgerschaft hat sie bereits kandidiert. Als SPD-Mitglied. Ihr nächstes Ziel ist der Bundestag.

"Doppelleben"

Dokumentation, Deutschland 2011, 80 Minuten

Verleih: Camino

Regie: Douglas Wolfsperger

Mit: Susanne Knoll, Marianne Schätzle, Lothar Wunderlich, Jochen Florstedt

(dpa)
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