Reaktion auf Kritik an #whiteoscars Academy-Präsidentin will mehr Vielfalt anstreben

Los Angeles · Nach Kritik an der ethnischen Eintönigkeit unter den diesjährigen Oscar-Nominierten hat sich erstmals die Chefin der für die Verleihung zuständigen Filmakademie zu Wort gemeldet.

Oscars 2021 Nominierungen - die Nominierten der wichtigsten Kategorien - Übersicht
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Das sind die Oscar-Nominierungen 2021

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Foto: dpa/Chris Pizzello

Die nur aus Weißen bestehende Liste der Anwärter in den vier Schauspielkategorien bestärke sie in dem Streben nach mehr Vielfalt, erklärte Cheryl Boone Isaacs in einem Interview. Gleichwohl wies sie auf die großen Fortschritte hin, die allein in den vergangenen zwei Jahren in dem Bereich erzielt worden seien.

Alle für die begehrten Filmtrophäen nominierten Schauspieler sind weiß, in den Sparten Regie und Drehbuch findet sich keine einzige Frau. Nach der Bekanntgabe der Nominierungen am Donnerstag zirkulierte kurze Zeit später auf Twitter Hashtags wie #WhiteOscars oder #OscarsSoWhite.

Boone Isaacs ist die erste Afroamerikanerin an der Spitze der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas). Sie bestand darauf, dass die Academy sich für "Stimmen- und Meinungsvielfalt" einsetze. Ein wichtiger Fokus liege darauf, Frauen und farbige Künstler zu erreichen, erklärte sie.

Auf die Frage, ob sie und die Filmorganisation sich wegen der Nominierungenen ausschließlich weißer Schauspieler schämten, wollte sie nicht eingehen. Stattdessen betonte sie, dass sie auf alle Nominierten stolz sei. Sie alle verdienten Anerkennung, fügte sie hinzu.

Wahl erfolge individuell und geheim

Boone Isaacs verwies darauf, dass die Wahl der Oscar-Anwärter individuell und geheim erfolge. Zwar dürfen beispielsweise nur Regisseure vorschlagen, wer für den Preis in der Kategorie Regie nominiert werden soll und nur Schauspieler entscheiden, wer für die beste Haupt- oder Nebenrolle ins Rennen gehen soll. Doch dürfen alle Mitglieder der Ampas Vorschläge für die Nominierungen für den besten Film einreichen.

Angesichts des vielen Lobs für das Bürgerrechtsdrama "Selma" vermuteten einige Beobachter rassistische Vorurteile hinter der Tatsache, dass der Film weder eine Oscar-Nominierung für die afroamerikanische Regisseurin Ava DuVernay noch für den dunkelhäutigen Darsteller David Oyelowo zur Folge hatte. Boone Isaacs sagte, es dürfe nicht in Vergessenheit geraten, dass "Selma" zu den Nominierten in der Kategorie bester Film gehöre. Und darüber, wer diese Auszeichnung bekomme, stimmten alle rund 7000 Ampas-Mitglieder ab.

Eine Umfrage der "Los Angeles Times" im Jahr 2012 fand heraus, dass die Ampas zu 94 Prozent aus weißen Mitgliedern bestand und sie zudem größtenteils männlich war.

(ap)
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