Waisenjunge findet Vater: Jugendfilm "Auf Augenhöhe"

Der zehnjährige Halbwaise Michi (Luis Vorbach) leidet unter der Situation im Kinderheim, den Gemeinheiten grausamer Mitbewohner. Vor lauter Verletzungen ist er verschlossen und einsam, hat Schwierigkeiten, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Da platzt ein Brief in sein Leben, den seine verstorbene Mutter an einen gewissen Tom schrieb. Michi ist sich sicher: Dieser Unbekannte muss sein Vater sein! Der Junge zieht los in die Stadt und ist schockiert: Tom (Jordan Prentice) ist kleinwüchsig.

Nach einem holprigen ersten Treffen zieht der Junge aber doch bei Tom ein. Zum Glück - auch für diesen Film - sind gerade Ferien. Beim Annähern lernen wir den Alltag eines Kleinwüchsigen kennen, aber Michi erfindet auch bei seiner neuen Freundin immer wieder neue Lügengeschichten, weil er nicht zu seinem neuen Vater steht.

Der ziemlich kleine Vater "Auf Augenhöhe" mit seinem spät entdeckten Sohn, dies ist Sinnbild für einen tollen Film, in dem Kinder nicht von oben herunter betrachtet werden. Zuerst spielt er raffiniert mit Michis Erwartungen, wer denn von den stattlichen Männern aus dem Ruder-Achter sein Vater sein könnte. Dann überlässt er die blöden Wortspiele den anderen und macht sich nicht wie "Mein ziemlich kleiner Freund" einen Spaß auf Kosten von Kleinwüchsigen. Selbst Toms Freunde aus dem Ruderclub überdenken, wie sie mit ihm umgehen.

Das alles wurde auch vom jungen Luis Vorbach super gespielt. Nur schade, dass der englischsprachige Jordan Prentice schlecht synchronisiert wurde. Die Produktion verbindet mehrere Themen und bedient sich dabei keiner Klischees, keiner einfachen Hollywood-Lösungen.

Auf Augenhöhe, Deutschland 2016, Regie: Evi Goldbrunner, Joachim Dollhopf, mit Luis Vorbach, Jordan Prentice, 99 Min. FSK: ab 6

(RP)
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